Berlin (epd). Der Stardirigent und Pianist Daniel Barenboim hat seinen Rücktritt als Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper Unter den Linden zum Ende des Monats erklärt. Zur Begründung verwies der 80-Jährige am Freitag auf seinen deutlich verschlechterten Gesundheitszustand.
Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) bedauerte den Rücktritt und wünschte Barenboim gute Besserung. Sie würdigte den Ausnahmemusiker als einen „der bedeutendsten Pianisten und Dirigenten aller Zeiten“. Er habe jahrzehntelang auch das deutsche Musikleben entscheidend geprägt. Seine Zeit als Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden sei ein Glücksfall für Berlin und Deutschland, sagte Roth. Barenboim habe das Opernhaus und die Staatskapelle nach dem Fall der Mauer zu Weltruhm geführt.
Barenboim ist seit 1992 Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden. Im Jahr 2000 wurde er von deren Orchester, der Staatskapelle Berlin, zum Chefdirigenten auf Lebenszeit gewählt.
Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Linke) reagierte mit „Respekt“, „Hochachtung“ und „Bedauern“ auf den Rücktritt: „Ich bin überzeugt, dass Daniel Barenboim die richtige Entscheidung getroffen hat“, erklärte der Kultursenator. „Nach Jahrzehnten seiner Arbeit in und für Berlin kann ich nur sagen, dass Daniel Barenboim ein Jahrhundertkünstler ist und eine der bemerkenswertesten Persönlichkeiten, die in Berlin wirken“, erklärte Lederer.
Barenboim schrieb in einer Erklärung: „Ich kann die Leistung nicht mehr erbringen, die zu Recht von einem Generalmusikdirektor verlangt wird.“ Nach krankheitsbedingter Pause war er erst vor wenigen Tagen in Berlin wieder mit der Staatskapelle als Dirigent aufgetreten. Er dirigierte die neunte Sinfonie von Ludwig van Beethoven (1770-1827) in einem Konzert zum Jahreswechsel.
Der Intendant der Staatsoper, Matthias Schulz, dankte Barenboim für sein jahrzehntelanges Engagement: „Seit über 30 Jahren hat er seine unerschöpfliche Kraft als Künstlerpersönlichkeit mit weltweiter Ausstrahlung diesem Haus samt seiner Staatskapelle Berlin zugutekommen lassen.“ Man könne nur erahnen, wie schwer Barenboim dieser Schritt gefallen sein müsse.
Der 1942 in Buenos Aires (Argentinien) geborene und ab 1952 in Israel aufgewachsene Barenboim erklärte, er werde - solange er lebe - mit der Musik engstens verbunden sein. Er sei bereit, „auch künftig als Dirigent zu wirken, auch und gerade mit der Staatskapelle Berlin“.
Anfang Oktober vergangenen Jahres hatte Barenboim auf Twitter von einer „schweren neurologischen Erkrankung“ berichtet. Ein geplantes Geburtstagskonzert zum 15. November, bei dem er als Pianist auftreten wollte, wurde aus gesundheitlichen Gründen abgesagt.
Barenboim ist einer der bekanntesten Dirigenten der Welt. Lange war der umtriebige Star regelmäßig in den berühmten Konzertsälen der Welt zu Gast. Eines seiner Herzensprojekte ist das 1999 gegründete „West-Eastern Divan Orchestra“. Darin spielen junge Musiker aus Israel, den palästinensischen Autonomiegebieten und anderen arabischen Ländern.