Braunschweig (epd). Angesichts der sich in den USA rasant ausbreitenden neuen Corona-Variante empfiehlt der Virologe Luka Cicin-Sain für Senioren und Gefährdete eine Booster-Impfung nach sechs Monaten. „Die Impfstoffe, die wir haben, sind alles andere als perfekt“, sagte der Professor vom Braunschweiger Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung der „Braunschweiger Zeitung“ (Freitag). Ein guter Immunschutz sei leider nur für sechs Monate gewährleistet. „Man muss sich entscheiden, ob man sich impfen lässt oder sich alle halbe Jahre ansteckt.“
Dass die Variante aus den USA die anderen Corona-Varianten verdränge, besorge die Leute zurecht, sagte der Virologe. Sowohl in Deutschland als auch in den USA hätten die meisten Menschen eine gewisse Grundimmunität erworben. Unter diesen Umständen scheine die Variante „XBB.1.5.“ ansteckender zu sein, weil sie von den Antikörpern im Abwehrsystem der Menschen schlechter erkannt werde.
Die angepassten Präparate von Biontech oder Moderna könnten allerdings auch bei dieser Variante „XBB.1.5“ einen gewissen Schutz vor schweren Verläufen bieten, sagte Cicin-Sain. Leider sei es nicht gelungen, weltweit eine „klare, harte Impfkampagne“ zu organisieren. „Es ist ein ständiger Wettlauf.“ Das größte Problem liege in den Entwicklungsländern, in denen gute Impfstoffe kaum zum Einsatz kamen und wo problematische Varianten entstanden seien.
In China könne zwar nicht ganz ausgeschlossen werden, dass sich neue Virus-Mutanten herausbildeten und auch außerhalb des Landes eine Gefährdung darstellten, warnte der Wissenschaftler. Allerdings hätten die neuen Varianten nicht so einen starken Vorteil wie in Europa oder Amerika. „In China können jetzt auch Varianten zum Zuge kommen, die bei uns angesichts der Immunität der meisten Menschen keine Chance mehr hätten.“