München (epd). Die Standorte der bisherigen Kernkraftwerke aufzugeben, hält der Kernfusionsforscher Hartmut Zohm für kurzsichtig. Fusionskraftwerke könnten dort entstehen, wo momentan große Kohle- oder Kernkraftwerke stehen, sagte der Physikprofessor vom Münchner Max-Planck-Institut für Plasmaphysik den Zeitungen der Mediengruppe Bayern (Mittwoch): „Es wäre also nicht schlau, die Kernkraftwerke zur grünen Wiese zurückzubauen. Wir müssen dann von vorn anfangen.“ Die Politik müsse für eine sinnvolle langfristige Planung den Ausstieg aus der Atomenergie mit dem Einstieg in die Kernfusion verbinden.
Die Lage an Flüssen sei auch für Kernfusionsreaktoren sinnvoll und notwendig, sagte der Physiker, der an der Entwicklung eines solchen Reaktors arbeitet. Als Baustein für den Energiemix der Zukunft hält Hartmut Zohm Kernspaltung oder -fusion für unverzichtbar. „Das Energieproblem geht nicht weg. Nicht in Deutschland und vor allem nicht weltweit. Wir brauchen eine Komplementärenergie zu den Erneuerbaren.“ Wind und Sonne würden nicht alle Energieprobleme weltweit lösen: „Wir müssen ein Backup vorhalten.“ Wenn Deutschland nicht in Kernfusion investiere, werde man die Technik irgendwann „von anderswo her kaufen müssen“.