München (epd). Der katholische Bischof Kardinal Reinhard Marx (München und Freising) hat den verstorbenen früheren Papst Benedikt XVI. als „großen Papst“ gewürdigt, der sein Hirtenamt mit Freimut und starkem Glauben ausgeübt habe. Als Theologe habe er die Kirche lange und nachhaltig geprägt, sagte Marx am Samstag in München. In Joseph Ratzinger hätten sich „Intellektualität und eine tiefe, ehrliche Frömmigkeit“ vereint. Trotz seines Amtes sei er bescheiden geblieben und habe immer das Amt und nicht die Person in den Vordergrund gestellt.
Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer lobte den früheren Papst als „Mann des Wortes“, der die Kirche durch die Autorität seines Argumentes und durch die Schlüssigkeit seiner theologischen Ausführungen geleitet habe. Er sei ein „Jahrhunderttheologe“ gewesen, dessen Werk ungezählten Gläubigen geistliche Nahrung und Stärkung vermittelt habe. Voderholzer bezeichnete Benedikt XVI. zudem als „Mozart der Theologie“, der mit seiner Schönheit der Sprache Freude bereitet habe.
Der Augsburger Bischof Bertram Meier erinnerte an Benedikts „immenses und kostbares Lebenswerk“. Seine Theologie eröffne einen „Horizont des Lichtes“. Dies werde „mit einem gewissen zeitlichen Abstand auch die Schatten“ überstrahlen, die in den letzten Monaten auf das Wirken des früheren Papstes gefallen sind.
Benedikt XVI., der erste deutsche Papst seit der frühen Neuzeit, war am Samstagmorgen im Alter von 95 Jahren gestorben. Er stand von 2005 bis zu seinem freiwilligen Rücktritt 2013 an der Spitze der katholischen Kirche. Das Münchner Missbrauchsgutachten aus dem Jahr 2021 hatte zuletzt Fragen zu seinem Umgang mit Missbrauchstätern in seiner Zeit als Erzbischof von München und Freising (1977-1982) aufgeworfen. Benedikt hatte mögliches Fehlverhalten bis zuletzt abgestritten, sich in einem Brief aber bei Missbrauchsopfern entschuldigt.