Frankfurt a.M. (epd). Führende Vertreterinnen und Vertreter der beiden großen christlichen Kirchen rufen zum Jahreswechsel zu Mut und Zuversicht auf. Der evangelische rheinische Präses Thorsten Latzel äußerte in seiner am Freitag in Düsseldorf veröffentlichten Neujahrsansprache die Hoffnung, „dass wir Frieden finden, dass wir mit den vielen Krisen in unserer Zeit klarkommen“. Die kurhessische Bischöfin Beate Hofmann bezeichnete die biblische Jahreslosung „Du bist ein Gott, der mich sieht“ als eine „Wegzehrung“ für das Jahr 2023.
Der Leitvers für 2023 mache Mut, sagte die Leitende Theologin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW). „Wer darauf vertraut, kann sicherer, leichter und hoffnungsvoller durch das neue Jahr gehen, durch die guten Zeiten, aber auch durch die Krisen und Herausforderungen.“ Ähnlich äußerten sich katholische Bischöfe.
Kirchenpräsidentin Edda Bosse und Schriftführer Bernd Kuschnerus von der Bremischen Evangelischen Kirche schreiben in einer Neujahrsbotschaft: „Lassen Sie uns zuversichtlich in das neue Jahr 2023 gehen, nicht naiv angesichts der Gefährdungen, aber voller Hoffnungen.“ Die biblische Jahreslosung für 2023 fordere dazu auf, die Augen zu öffnen und Verantwortung zu übernehmen.
Latzel rief zu mehr Achtsamkeit gegenüber den Mitmenschen auf. Er hoffe, „dass wir nicht wegschauen, dass wir die Augen offen halten und mit jedem Menschen so umgehen, dass er erfahren kann: Du bist bei Gott angesehen“, erklärte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland.
Der Satz der Jahreslosung verspreche nicht, dass alles einfach besser werde, erklärte der leitende Theologe der zweitgrößten Landeskirche. Diesen Satz empfinde er als „stark, weil es tröstend ist zu wissen, dass es einen Gott gibt, der mitbekommt, wie es uns hier geht; der mich sieht, der das Leid der Menschen sieht und dem es nicht egal ist, was mit uns passiert“.
Der katholische Bischof von Speyer, Karl-Heinz Wiesemann, machte sich für eine von Hoffnung und Zuversicht geprägte Haltung im neuen Jahr stark. Die Menschen sollten nicht nur die aktuellen Krisen, Kriege und Katastrophen sehen, sondern auch Hoffnungszeichen, die es für das kommende Jahr gebe. Es existierten gute Gründe für Dankbarkeit und Zuversicht, selbst wenn das zu Ende gehende Jahr als „das schlimmste Jahr seit langem“ empfunden werde, betonte Wiesemann. Jeder und jede könne „mit Nächstenliebe, Freundlichkeit und Mut dazu beitragen, dass Ratlosigkeit, Frustration und Resignation nicht zum dominierenden Grundgefühl des Jahres 2023 werden“.
Der Fuldaer Bischof Michael Gerber rief dazu auf, Aggressoren und Potentaten entschlossen entgegenzutreten. „Menschenrechtsverletzungen gegenüber kann es keine Neutralität geben“, sagte er in seiner vorab veröffentlichten Silvesterpredigt im Fuldaer Dom. Gerber dankte auch allen Menschen, die sich für andere einsetzten: „Die Menschlichkeit einer Gesellschaft zeigt sich dort, wo sie die Schwächsten im Blick hat.“