Frankfurt a.M., New York (epd). Die Vereinten Nationen wollen trotz des Arbeitsverbots für Frauen bei nichtstaatlichen Organisationen in Afghanistan weiter helfen. Die Not sei enorm und die Bedingungen seien die schwierigsten, die er je gesehen habe, sagte der UN-Koordinator in Afghanistan, Ramiz Alakbarow, am Donnerstag (Ortszeit) in New York. „Es ist wichtig, dass wir weitermachen.“ Allerdings seien die Auswirkungen des Verbots auch bei den UN-Programmen bereits zu spüren.
Die radikalislamischen Taliban, die im Land seit August 2021 herrschen, hatten vergangene Woche ein Beschäftigungsverbot für Frauen bei lokalen wie internationalen Hilfsorganisationen erlassen. Zur Begründung hieß es, die Frauen hielten die Kleidungsvorschriften nicht ein.
Alakbarow zufolge mussten die UN einige Aktivitäten bereits unterbrechen. „Etwa 70 Prozent unserer Programme werden in Zusammenarbeit mit lokalen und internationalen nichtstaatlichen Organisationen umgesetzt.“ Diese Programme seien alle vom Verbot betroffen, einige komplett, andere teilweise.
Die Vereinten Nationen verpflichteten sich dennoch, ihre lebensrettenden Leistungen für die Menschen in Afghanistan fortzuführen, sagte der UN-Vertreter. Dabei es entscheidend, dass die Rechte von Frauen und Mädchen gewahrt und geschützt würden. „Sie sind ein unverzichtbarer Teil humanitären Handelns“, betonte Alakbarow.
Dabei ergebe sich ein Konflikt: „Hilfe unterliegt nie Bedingungen“, betonte er. Man könne es nicht an Bedingungen knüpfen, einer verhungernden Person Essen oder einer sterbenden Person medizinische Versorgung zu geben. „Das ist ein wichtiger Teil von Hilfe.“ Ein anderer wichtiger Teil sei, dass man nicht ein Geschlecht oder eine andere Gruppe Menschen ausschließen könne. „Da liegt das Dilemma in dieser Situation.“
Deshalb arbeiteten die Vereinten Nationen auf verschiedenen Ebenen daran, eine Lösung für die aktuelle Situation zu erreichen. So werde der UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths nach Afghanistan reisen und hoffe, mit möglichst hochrangigen Anführern der Taliban zu sprechen.