Regensburg (epd). Die Hilfsorganisation „Sea Eye“ hat nach eigenen Angaben im laufenden Jahr 23 Prozent weniger Spenden eingenommen als 2021. Nun drohten Absagen von Rettungsmissionen, teilte das Hilfswerk am Donnerstag in Regensburg mit. So sei drei Wochen vor einem geplanten Missionsstart des Rettungsschiffs „Sea-Eye 4“ die Finanzierung noch nicht gesichert, beklagt der Vereinsvorsitzende Gorden Isler.
„Sea-Eye“ verweist auf die nach wie vor dramatische Situation für Menschen, die über das Mittelmeer nach Europa flüchten wollten. Es handele sich um „die tödlichste und gefährlichste Außengrenze der Welt“. In diesem Jahr seien über 2.000 Menschen bei dem Versuch gestorben, in Europa Schutz zu finden. Zivile Organisationen seien für viele Menschen in Seenot die einzige Aussicht auf Rettung.
„Schon dieses Jahr mussten wir eine Mission aus finanziellen Gründen absagen. Für das kommende Jahr sieht es noch schlechter aus”, erklärte Vereinschef Isler weiter. Für 2023 seien insgesamt sechs Missionen geplant. “Sie alle hängen am seidenen Faden."
Die Energiekrise und die stark gestiegenen Treibstoffpreise hätten das Problem zusätzlich verschärft. Schon vor einem Jahr habe die Organisation Kosten von rund 250.000 Euro im Monat gehabt. Der Anfang eines Jahres sei typischerweise eine eher spendenschwache Zeit, doch gerade jetzt brauche der Verein jede Unterstützung, betonen die Verantwortlichen. Der Verein „Sea Eye“ wurde 2015 gegründet. Unterstützung erfährt er unter anderem aus kirchlichen Kreisen, darunter von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und mehreren katholischen Bistümern.