Berlin (epd). Das Burnout-Risiko in der Sozialen Arbeit ist einer Studie zufolge sehr hoch. Beschäftigte aus Kindertageseinrichtungen, der Behindertenhilfe, den Jugendämtern, Ganztagsschulen und der Kinder- und Jugendarbeit seien beruflich erschöpft, wie die Gewerkschaft ver.di am Mittwoch in Berlin mit Verweis auf eine Umfrage mitteilte. Für die Studie „Professionelle Krise nach Corona? Steuerungsbedarf in der Sozialen Arbeit nach der Pandemie“ waren im November mehr als 8.200 Beschäftigte aus verschiedenen Arbeitsfeldern der Sozialen Arbeit befragt worden.
Die ersten Studienergebnisse zeigten, dass viele Beschäftigte die gesetzlich vorgesehenen Erholungspausen häufig ausfallen lassen, um die Arbeit zu schaffen. Mehr als 60 Prozent der Befragten gingen nach eigener Einschätzung häufig oder sehr häufig an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit. Insbesondere in den Kitas und Jugendämtern klagten die Beschäftigten, dass der dringend notwendige direkte Kontakt zu den Erziehungsberechtigten sowie den Kindern und Jugendlichen abgenommen habe, hieß es weiter.
Der Personalmangel in der Sozialen Arbeit zeige sich in einer hohen Fluktuation. Nur bei etwa jeder oder jedem vierten Befragten habe es in den vergangenen zwölf Monaten keinen personellen Wechsel im Team gegeben.
Den Beschäftigten gelinge es trotz hohem Einsatz nicht, den Ansprüchen an ihre Arbeit gerecht zu werden. Entsprechend würden mehr als 77 Prozent der Befragten davon ausgehen, nicht bis zur Rente weiterarbeiten zu können. Noch höher liege der Wert mit 86,5 Prozent im Bereich der Kindertagesstätten.
„Die Bundesregierung muss den Ernst der Stunde erkennen und gemeinsam mit den Ländern ein Sondervermögen auf den Weg bringen, um die Not in den Arbeitsfeldern der Sozialen Arbeit zu beseitigen und in die Ausbildung von Fachkräften zu investieren“, sagte die stellvertretende ver.di-Bundesvorsitzende Christine Behle. Andernfalls werde die Abwanderung von Fachkräften aus der Sozialen Arbeit weitergehen. „Die Versorgung der Schwächsten in unserer Gesellschaft ist schon heute nicht mehr gesichert“, beklagte die ver.di-Vorständin.