Berlin (epd). Mit Blick auf Ukraine-Krieg und Energiekrise haben Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und die Kirchen in Deutschland an Weihnachten zu Zusammenhalt und Hilfsbereitschaft aufgerufen. Er wisse, dass viele sich einschränken müssten, sagte Steinmeier: „Aber unsere Großherzigkeit im Umgang miteinander, die kann uns niemand nehmen.“ Die EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus betonte in ihrer Predigt an Heiligabend: „Kein einziger Mensch darf uns gleichgültig sein.“ Der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, mahnte mehr internationale Solidarität an.
Steinmeier bedankte sich in seiner Weihnachtsansprache für die Mitmenschlichkeit gegenüber den Flüchtlingen aus der Ukraine und mahnte zugleich mehr Zusammenhalt der Generationen beim Kampf gegen den Klimawandel an. Die Menschen in Deutschland spürten vor allem die wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Krieges. „Aber Sie tragen die Lasten, weil Ihnen das Schicksal der Ukrainerinnen und Ukrainer nicht gleichgültig ist; weil Ihnen ihr Kampf für die Freiheit nicht egal ist; weil Sie solidarisch und mitmenschlich sind“, sagte der Bundespräsident.
Deutschland wachse in der derzeitigen Herausforderung „wieder einmal über sich hinaus“, betonte der Bundespräsident. Das Land sei nicht in Panik verfallen und die Menschen hätten sich nicht auseinandertreiben lassen. Der demokratische Staat mildere die härtesten Belastungen. „Wenn dieses Jahr ein Gutes hatte, dann doch die Erfahrung: Gemeinsam kommen wir durch diese Zeit“, sagte das Staatsoberhaupt. Deshalb sei es sein Weihnachtswunsch, dass die Menschen im Land diese Zuversicht mitnehmen ins neue Jahr.
Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kurschus, bekundete in der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ ihren „großen Respekt davor, dass die Menschen in unserem Land, die bis weit in die Mittelschicht zunehmend um ihre Existenz besorgt sind, sich bereitwillig um andere kümmern“.
In ihrer Predigt rief sie zum Einsatz für Frieden auf. „Wenn Menschen unter Krieg und Gewalt, unter Ungerechtigkeit und Armut leiden, dann ist damit die Ehre Gottes angegriffen“, sagte die westfälische Präses laut Manuskript in der Zionskirche Bielefeld-Bethel: „Niemand ist auf verlorenem Posten, der oder die sich für den Frieden auf Erden einsetzt. Für den Frieden im Großen und im Kleinen.“
Kurschus erinnerte an die Ukraine und andere Kriegsgebiete, „wo die Menschen elend weit weg sind von wohligen Gefühlen. Auch hier bei uns sind so viele, denen gerade an Weihnachten eher nach Weinen als nach Singen zumute ist“, sagte die Theologin.
Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister rief in seiner Predigt in Hannover dazu auf, sich angesichts von Krieg und Krisen nicht von Angst und Weltuntergangs-Fantasien überwältigen zu lassen. Die evangelisch-reformierte Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden nannte die Weihnachtsbotschaft ein Gegenprogramm zu den Mächtigen der Welt, das zur Liebe aufrufe.
Der katholische Bischof Bätzing sagte laut Manuskript in seiner Predigt in der Christmette im Limburger Dom: „Nationale Eitelkeiten und partikuläres Denken nach dem Motto 'Wir zuerst'“ müssten aufgegeben werden. Um Nöte zu lindern, könne Wohlstand nicht weiter gegen andere verteidigt, sondern mit anderen geteilt werden - „hier in unserem Land in der zunehmenden Not der Energiekrise und über unser Land hinaus“.
Jesus kenne das Schicksal der Millionen, die heimatlos zur Flucht getrieben werden. Jesus kenne auch die Angst der Schutzlosen im Krieg, den Hunger der Menschen in den Dürrezonen unserer Erde und die Kaltschnäuzigkeit derer, „die die Grenzen dicht und die Taschen zu halten mit dem Argument: Wir können doch nicht alle Nöte dieser Erde lösen“.
Er erhoffe sich zu Weihnachten, „dass die von Krieg, Kälte und Dunkelheit geplagten Menschen in der Ukraine und überall auf der Welt für einen Augenblick aufatmen können. Dass die Millionen, die aus ihrer Heimat geflüchtet sind, Respekt und Zuneigung erfahren“, schrieb Bätzing im „Mannheimer Morgen“ (Samstag).