Berlin (epd). Bilder aus Äthiopien, der Ukraine und Afghanistan sind am Donnerstag in Berlin als Unicef-Fotos des Jahres ausgezeichnet worden. „Das Siegerbild fordert uns auf, alles zu tun, damit Kinder auch unter den widrigsten Umständen spielen und lernen können“, sagte Unicef-Schirmherrin Elke Büdenbender bei der Preisverleihung. Nur so könnten sie sich ihre Hoffnung und Zuversicht in Zeiten des Krieges und anderer Krisen erhalten, fügte die Ehefrau von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hinzu. Die Aufnahme des argentinischen Fotografen Eduardo Soteras zeigt zwei lesende Kinder in der zerstörten Bibliothek einer Grundschule in der äthiopischen Region Tigray.
Das Foto demonstriere eindrucksvoll, wie stark Neugier und Zuversicht von Kindern auch unter widrigsten Umständen seien, erklärte Unicef Deutschland. Das Foto verschweige nicht die Verwüstung, sagte Büdenbender. Es interessiere sich vor allem „für die Kraft und Würde der Kinder“.
Mit dem zweiten Preis wurde ein Foto des amerikanischen Fotografen Ron Haviv aus einem Souterrain in der ukrainischen Hauptstadt Kiew ausgezeichnet. Eine Gruppe von Kindern, die dort vor den Angriffen Zuflucht gesucht hat, blickt aufmerksam auf ein Kinderbuch, das ihnen gezeigt wird.
Der deutsche Fotograf Daniel Pilar erhielt für eine Reportage über Schülerinnen einer heimlichen Mädchenschule in der afghanischen Hauptstadt Kabul den dritten Preis. Pilar betonte, nicht nur für Mädchen sei die Schulsituation in Afghanistan schlecht. 50 Prozent des Bildungssystems funktionierten dort nicht. Seit die Taliban im August 2021 erneut die Macht in Afghanistan übernahmen, ist Mädchen der Besuch weiterführender Schulen wieder verboten.
Hintergrund der diesjährigen Einsendungen seien Krieg, Armut, Unterdrückung, Flucht und Krankheit gewesen, sagte Peter-Matthias Gaede vom Deutschen Unicef-Komitee. Der Hunger nach Wissen und Bildung sei das verbindende Element der preisgekrönten Bilder in diesem Jahr. Sieben weitere Foto-Reportagen hob die Jury mit ehrenvollen Erwähnungen hervor, darunter Arbeiten aus Indonesien, Italien und Rumänien.
Die Siegerbilder zeigten das Positive im gegenwärtigen Chaos der Welt, betonte der Vorsitzende der Jury, Klaus Honnef: „Die Kinder auf diesen Fotos symbolisieren die Kraft und den Willen durchzuhalten und weiter nach einer besseren Zukunft zu streben.“
Der argentinische Fotograf Soteras dokumentiert seit 2020 die Situation in der Krisenregion Tigray im Norden von Äthiopien. Kinder seien die Hauptopfer des dortigen Krieges, sagte er bei der Preisverleihung. Es gebe eine große Anzahl von Vertriebenen in Teilen der Region, über die es keine Informationen gebe. „Ich glaube an Fotografie als ein Mittel für Veränderung“, fügte der Träger des ersten Preises hinzu.
Mit dem Unicef-Foto des Jahres prämiert Unicef Deutschland seit dem Jahr 2000 Fotos und Fotoreportagen, die die Lebensumstände von Kindern weltweit dokumentieren. Eine Ausstellung mit allen prämierten Arbeiten des Jahres ist bis Mitte Januar im Haus der Bundespressekonferenz in Berlin zu sehen. Ab 18. Januar werden die Fotoreportagen im Willy-Brandt-Haus zu sehen sein.