Frankfurt a.M. (epd). Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat an die Lebensleistung von Holocaust-Überlebenden erinnert. „Die Kraft, mit der Sie die Erinnerung wachhalten und weitergeben - das bewegt und beeindruckt sehr viele von uns, das gibt uns Zuversicht“, sagte Scholz am Dienstagabend in einer Video-Botschaft in der sechsten Internationalen Nacht der Überlebenden des Holocaust, die von der jüdischen Claims Conference ausgerichtet wurde.
Scholz bezeichnete es als „bestürzend“, dass in der Ukraine Überlebende des Holocaust aktuell von russischen Bomben und Raketen-Terror bedroht seien. „Dass einige von ihnen nun in Deutschland Zuflucht finden, erfüllt uns mit Demut. Wir sind dankbar für alle, die sie unterstützen“, so der SPD-Politiker.
Israels Staatspräsident Isaac Herzog sagte in seiner Video-Botschaft: „Die Überlebenden des Holocaust haben die dunkelste Zeit der Menschheit erlebt und miterlebt, ertragen und überwunden.“ Sie seien der lebende Beweis für die „menschliche Fähigkeit, über Tyrannei zu triumphieren“.
Am späten Dienstagabend waren Holocaust-Überlebende aus mehr als einem Dutzend Länder geehrt worden. Darunter auch solche, die kürzlich aus der Ukraine evakuiert wurden, wie die Claims Conference erklärte. Die überwiegend virtuelle „International Holocaust Survivors Night“ sollte an Chanukka Botschaften der Hoffnung vermitteln. Höhepunkt war dabei das Entzünden des Chanukkaleuchters zu Ehren der Überlebenden an der Westmauer in Jerusalem (Kotel).
Die Zeremonie wurde virtuell von Auftritten und Grußbotschaften aus der ganzen Welt begleitet, unter anderem aus den Vereinigten Staaten, Kanada, Großbritannien, Argentinien, Australien, Belarus und Deutschland. Neben Scholz und Herzog gedachten unter anderen der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) und die US-Sängerin und Schauspielerin Barbra Streisand der Holocaust-Überlebenden.
Seit 2017 ehrt die „International Holocaust Survivors Night“ Überlebende der Schoah für ihren Beitrag an die Welt. Die Claims Conference (Conference on Jewish Material Claims Against Germany, Konferenz über jüdische materielle Ansprüche gegen Deutschland) hat Büros in New York, Israel und Deutschland.
Die Claims Conference wurde 1951 von Vertretern 23 großer internationaler jüdischer Organisationen gegründet. Sie verteilt jedes Jahr Entschädigungszahlungen aus Deutschland an Zehntausende Holocaust-Überlebende in 80 Ländern und Regionen.