Maidaguri (epd). Bei einem Besuch im Nordosten Nigerias hat Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) die Notwendigkeit zivilen Engagements für die nachhaltige Bekämpfung von Terrorismus betont. Sicherheit sei nicht nur der Schutz vor Gewalt, sondern auch Sicherheit für die Grundlagen des Lebens, sagte Baerbock am Montag bei einem Besuch in der durch Zerstörungen, Tötungen und Entführungen durch die islamistische Terrorgruppe Boko Haram erschütterten Region.
Sicherheit in einem ganzheitlichen Ansatz bedeute auch Ernährungssicherheit, Gesundheitssicherheit und Bildungssicherheit, sagte Baerbock. Deswegen müssten zivile und Sicherheitskooperationen eng verzahnt werden. Dies sei auch eine Lehre aus dem Afghanistan-Einsatz. Die Ministerin sprach von einer „aktiven Friedenspolitik“, die inzwischen ein zentraler Pfeiler deutscher Außenpolitik sei. Im Nordosten Nigerias sei zu sehen, dass Sicherheit nicht nur bedeute, Terrorismus zurückzudrängen, sondern auch, sich auf staatliche Strukturen verlassen zu können, sagte Baerbock.
Baerbock besuchte am Montag im nigerianischen Bundesstaat Borno ein Rehabilitationszentrum für ehemalige Kämpfer und Sympathisanten der Terrorgruppe Boko Haram. In direkter Nähe sprach sie auch mit jungen Frauen und Kindern, die von den Islamisten verschleppt wurden.
Die radikalislamische Gruppe Boko Haram hat in der Region im Nordosten Nigerias zahlreiche Menschen getötet und verschleppt. Für weltweites Entsetzen sorgte die Entführung von 276 Schülerinnen aus einer Schule im Ort Chibok. Nachdem der Anführer der Gruppe getötet wurde und Kämpfer sich ergeben haben, bemüht sich Deutschland in Zusammenarbeit mit UN-Organisationen um die Förderung dauerhafter Strukturen. Noch ist die Sicherheitslage in der Region aber angespannt. Die derzeitige Stabilität sei fragil, sagte Baerbock. Die Reise der Außenministerin fand unter hohen Sicherheitsvorkehrungen statt.
Baerbock besuchte im Nordosten Nigerias auch das Dorf Ngarannam, das 2015 bei einem Angriff von Boko-Haram-Kämpfern weitgehend zerstört wurde. Auch mit Mitteln aus Deutschland wird das Dorf wiederaufgebaut, um den Menschen eine Rückkehr zu ermöglichen.
Für rund sieben Millionen US-Dollar entstehen nicht nur Wohnhäuser für rund 3.000 Menschen neu, sondern unter anderem auch eine Polizeistation, eine Grundschule und ein Gesundheitszentrum. Die deutsche Unterstützung folgt dem Konzept des sogenannten integrierten Friedensmanagements, bei dem die lokale Bevölkerung in wesentliche Entscheidungen eingebunden wird.
Bei ihrem Besuch in Nigeria wird Baerbock am Dienstag außerdem 20 sogenannte Benin-Bronzen, die nach der Plünderung durch Briten in der Kolonialzeit auch nach Deutschland gelangten, zurückgeben. Fünf deutsche Museen und Stiftungen hatten in diesem Jahr die komplette Rückgabe der Kunstschätze vertraglich versprochen.