Wilhelmshaven (epd). In Wilhelmshaven ist am Samstag das erste deutsche LNG-Terminal in Betrieb genommen worden. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hob bei der Eröffnung hervor, mit Flüssiggas-Terminals könne die Gasversorgung unabhängig von Pipelines aus Russland gewährleistet werden. „Das ist jetzt das neue Deutschland-Tempo, mit dem wir Infrastruktur voranbringen“, sagte Scholz mit Blick auf die Geschwindigkeit, mit der die Anlage in Wilhelmshaven errichtet wurde. Der Bau dauerte zehn Monate.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sagte, das Terminal sei ein „sehr wichtiger Schritt“ für die Versorgungssicherheit in Deutschland. Noch in diesem Winter sollen weitere LNG-Terminals in Brunsbüttel (Schleswig-Holstein) und Lubmin (Mecklenburg-Vorpommern) eröffnet werden. Mit gleicher Konsequenz sollten auch die erneuerbaren Energien mit verbesserten regulatorischen Bedingungen vorangebracht werden, sagte der Politiker. „Und natürlich bleibt es weiter wichtig, sorgsam mit dem knappen Gut Gas umzugehen.“ LNG steht für „Liquified Natural Gas“ (englisch für Flüssigerdgas).
Die Deutsche Umwelthilfe kündigte am Samstag weitere rechtliche Schritte an. In direkter Nachbarschaft zum Unesco-Weltnaturerbe Wattenmeer würden große Mengen Biozide ins Meer geleitet, trotz technischer Alternativen, hieß es. Einwendungen der Umweltverbände seien ignoriert worden. Die Organisation forderte eine Befristung des Betriebs in Einklang mit den Klimazielen und ein Verbot für den Einsatz von Bioziden.
Niedersachsens Umwelt- und Energieminister Christian Meyer (Grüne) betonte hingegen, für die Genehmigung und den Betrieb seien hohe Umwelt- und Sicherheitsstandards verpflichtend. „Es gibt keinen Umweltrabatt.“ Ebenso seien rund 300 Einwendungen von Umweltverbänden und Bürgern eingegangen und geprüft worden. Alle geltenden Grenzwerte sollen eingehalten werden und es gebe ein Konzept, um die Einleitung der Chlorbiozide zu minimieren.
Am Rande der Eröffnung gab es auch Proteste von Klimaschützern, wie etwa dem Bündnis „Ende Gelände“. Anstelle des Ausstiegs aus Öl, Kohle und Gas sei mitten in der Klimakrise ein „massives Comeback“ fossiler Energien zu erleben, kritisierte Sprecherin Charly Dietz. „Wer so skrupellos unsere Zukunft verfeuert, muss mit massivem Widerstand der Klimagerechtigkeitsbewegung rechnen.“
Am Donnerstagnachmittag war mit dem Terminalschiff „Höegh Esperanza“ der erste Tanker mit Flüssiggas in Wilhelmshaven angekommen. Über das Spezialschiff soll außerdem künftig Gas in das deutsche Netz eingespeist werden. Damit sich die Rohre des Frachters dabei nicht zusetzen, ist eine Behandlung mit giftigem Chlor erforderlich. Das dabei anfallende Abwasser soll in den Fluss Jade geleitet werden.