UN-Hochkommissar Türk warnt vor Verschärfung der Not in Ukraine

UN-Hochkommissar Türk warnt vor Verschärfung der Not in Ukraine

Genf (epd). Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, hat vor einer Fortsetzung der russischen Raketenangriffe auf die Energieinfrastruktur in der Ukraine gewarnt. Weitere Attacken der russischen Invasoren würden die humanitäre Krise für die Bevölkerung verschärfen und neue Vertreibungen auslösen, sagte Türk am Donnerstag in Genf vor dem UN-Menschenrechtsrat.

Mehr als zehn Millionen Menschen litten bereits unter Stromausfällen, Millionen seien von der Versorgung mit Wasser und Fernwärme abgeschnitten. Alle Parteien des Krieges müssten das humanitäre Völkerrecht achten, verlangte der Österreicher Türk.

Alle mutmaßlichen Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht und die Menschenrechte müssen unverzüglich untersucht und die Täter im Rahmen eines fairen und unabhängigen Verfahrens vor Gericht gestellt werden. Angriffe auf Zivilisten und zivile Objekte sind laut dem Völkerrecht verboten und stellen Kriegsverbrechen dar.

Laut Türk sind mehr als 18 Millionen Menschen in der Ukraine auf humanitäre Hilfe angewiesen. Mehr als 7,8 Millionen seien aus dem Land geflüchtet, 6,5 Millionen irrten als Binnenvertriebene umher.

Schätzungsweise 1,5 Millionen Kinder litten unter Depressionen, Angstzuständen, posttraumatischen Belastungsstörungen und anderen psychischen Krankheiten. Türk erinnerte an bereits veröffentlichte Dokumentationen seines Hochkommissariats über 441 Tötungen von Zivilisten durch die russischen Besatzer.

Insgesamt sind laut dem Kommissariat seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine Ende Februar mindestens 6.755 Zivilisten getötet und 10.607 verletzt worden. Die Dunkelziffer dürfte jedoch viel höher liegen.