Osnabrück, Hamburg (epd). Der norddeutsche Betroffenenrat hat den Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode (71) wegen seines Umgangs mit Fällen sexualisierter Gewalt kirchenrechtlich angezeigt. Das Schreiben sei an den zuständigen Hamburger Erzbischof Stefan Heße gegangen, der die Anzeige umgehend an die verantwortlichen Kirchenbehörden in Rom schicken solle, teilte ein Sprecher des unabhängigen Gremiums am Montag mit. Der Rat wirft Bode vor, er habe gegen päpstliche Vorgaben verstoßen, indem er unter anderem sexualisierte Gewalt gegen Minderjährige noch in diesem Jahr als „Beziehung“ bezeichnet habe.
Der Hamburger Erzbischof Heße bestätigte, dass die Anzeige bei ihm bereits am Donnerstag eingegangen sei. Er habe sie über die Apostolische Nuntiatur - die Botschaft des Vatikans - an die Glaubenskongregation und die Bischofskongregation im Vatikan weitergeleitet, teilte das Erzbistum dem epd mit.
Bode bestätigte auf Anfrage, der Betroffenenrat der katholischen Bistümer Hamburg, Hildesheim und Osnabrück habe ihn über die Anzeige informiert. Er respektiere diesen Schritt und unterstütze die damit eingeleitete Untersuchung durch die römischen Instanzen. Den zuständigen Behörden im Vatikan werde er ergänzend zu den vom Betroffenenrat bereits beschriebenen Ausschnitten den gesamten Zwischenbericht zur Missbrauchsstudie im Bistum Osnabrück zuleiten. Das Papier wurde im Auftrag des Bistums von der Universität Osnabrück erstellt.
Bode unterstrich: „Dem Ergebnis dieser Untersuchung werde ich mich selbstverständlich stellen.“ Unterdessen werde er weiterhin auch das persönliche Gespräch mit Betroffenen im Bistum und den Mitgliedern des Betroffenenrats suchen, um den Weg der Aufarbeitung fortzusetzen und weiter zu verbessern. Bode ist auch stellvertretender Vorsitzender der katholischen Deutschen Bischofskonferenz.
Der Betroffenenrat hatte kritisiert, Bode habe die Schilderungen einer Betroffenen „gänzlich falsch eingeschätzt“ und eine Anzeige beim Vatikan verzögert. Dies habe eine kanonische Voruntersuchung verhindert, die sofort hätte eingeleitet werden müssen, als sich die junge Frau erstmalig gemeldet habe.
Der Rat forderte Bode auf, moralische Verantwortung für das auch durch ihn verursachte Leid zu übernehmen - fernab rein strafrechtlicher Maßstäbe. Es falle schwer, den Bischof „als ein Gegenüber zu sehen, das sich für ehrliche und konsequente Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch durch Angehörige der katholischen Kirche einsetzt“, hieß es. Welche persönlichen Konsequenzen Bode ziehe, müsse er selbst entscheiden. Bode hatte noch in der vergangenen Woche einen Rücktritt öffentlich abgelehnt.