Behindertenbeauftragte: Zahl der Förderschüler sinkt nicht

Behindertenbeauftragte: Zahl der Förderschüler sinkt nicht

Berlin (epd). Die Behindertenbeauftragten von Bund und Ländern treten für eine flächendeckende inklusive Schullandschaft ein. Jürgen Dusel, Behindertenbeauftragter der Bundesregierung, sagte am Freitag in Berlin, es gebe dringenden Handlungsbedarf. Nach seinen Angaben haben 2020 mehr als 70 Prozent der Jugendlichen, die eine Förderschule besuchten, die Schule ohne Hauptschulabschluss verlassen.

Ein von den Behindertenbeauftragten von Bund und Ländern veröffentlichtes Papier verweist auf die UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK), die seit 2009 in Deutschland im Range eines Bundesgesetzes gilt. Daraus folgt, dass Menschen mit Behinderungen ein Recht auf diskriminierungsfreie inklusive Beschulung haben.

Aktuelle Zahlen der Kultusministerkonferenz zeigten jedoch, dass inklusive Bildung noch immer nicht flächendeckend gewährt werde. Zwar besuchten 2020 von den 582.400 Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf etwa 56 Prozent eine Förderschule und rund 44 Prozent eine allgemeine Schule. Doch die Experten verweisen darauf, dass der Anteil der Schüler mit sonderpädagogischer Förderung bezogen auf alle Mädchen und Jungen ist in den zurückliegenden Jahren gestiegen sei. Das führe dazu, dass der Anteil der Schüler, die eine Förderschule besuchen, seit Ratifizierung der UN-BRK kaum abgenommen habe: Er lag im Jahr 2020 bei 4,3 Prozent.

Christian Walbrach, Behindertenbeauftragter des Landes Sachsen-Anhalt, sagte, man müsse „eine nahezu ungezügelte Ausweitung von Sondersystemen und sonderpädagogischen Förderbedarfen beobachten“. Das sei eine Sackgasse, die Ohnmacht, Ignoranz, Unkenntnis oder auch Überforderung offenbare. „Ich befürchte, ein Grund dafür ist auch der fehlende, krisenfeste bildungspolitische Wille“, so Walbrach.

Die Beauftragten warben dafür, die Inklusion weiter voranzubringen und das Schulsystem gezielt zu verändern. Dazu gehöre nicht zuletzt, inklusive Schulen mit qualifiziertem Personal bedarfsgerecht auszustatten sowie bauliche, technische und digitale Barrierefreiheit zu gewährleisten.