Bremerhaven (epd). Das Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut feiert eine Ikone der deutschen Polarforschung. Am 9. Dezember 1982 - also vor 40 Jahren - stellte das Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung seinen Forschungseisbrecher „Polarstern“ in Dienst, wie die Forschungseinrichtung am Donnerstag mitteilte. Seither habe das knapp 120 Meter lange Spezialschiff auf seinen Reisen in eisige Regionen rund 1,8 Millionen Seemeilen oder 3,5 Millionen Kilometer zurückgelegt. Das entspreche nahezu 86 Erdumrundungen auf Höhe des Äquators.
Gebaut wurde der Eisbrecher auf der Howaldtswerke-Deutsche Werft in Kiel und der Werft Nobiskrug in Rendsburg, hieß es. Das Flaggschiff des Alfred-Wegener-Instituts habe bei mehr als 130 Expeditionen in Arktis und Antarktis Tausenden Forschenden aus Deutschland und der ganzen Welt ein Zuhause auf Zeit geboten.
Einen riesigen Bekanntheitsschub erhielt das Schiff mit der Mosaic-Expedition, während der es von September 2019 bis Oktober 2020 festgefroren an einer Eisscholle durch die Arktis driftete. Bei der internationalen Expedition in der Nähe des Nordpols hätten mehr als 400 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einen einmaligen Datenschatz aus dem Epizentrum des Klimawandels gewonnen, hieß es.
Dank des Forschungseisbrechers seien viele weitere Geheimnisse der Polarregionen gelöst worden, so das Alfred-Wegener-Institut weiter. Beispielsweise seien erstmals in der Arktis explosiver Vulkanismus unter dem Eis oder sogenannte Schwarze Raucher nachgewiesen worden. Das sind Hydrothermalquellen in der Tiefsee mit besonderen Lebensgemeinschaften. Riesige Begeisterung habe in der Forschergemeinschaft die Entdeckung des weltweit größten bekannten Fischbrutgebietes im antarktischen Weddellmeer ausgelöst.
Nach einigen weiteren Dienstjahren soll den Angaben zufolge das Schiff ab 2027 durch eine neue „Polarstern“ mit moderner Technologie ersetzt werden. Das neue Schiff werde mehr Beobachtungen und Daten aus den am stärksten vom Klimawandel betroffenen Regionen liefern können, sagte Direktorin Antje Boetius. „Diese Erkenntnisse benötigt unsere Gesellschaft dringend, um die richtigen Entscheidungen zu Klima-, Umwelt- und Naturschutz zu treffen.“
Aktuell befindet sich das Schiff bei Südgeorgien im Atlantischen Ozean. Nächstes Ziel sei Südafrika, wo in Kapstadt kurz vor Weihnachten ein neues Forschungsteam an Bord gehen werde. In ihrem Heimathafen Bremerhaven soll die „Polarstern“ planmäßig Mitte April kommenden Jahres wieder festmachen.