Genf (epd). Seit Mitte November hat das Welternährungsprogramm mehr als 2.400 Tonnen Hilfsgüter in die vormals abgeschottete Krisenregion Tigray im Norden Äthiopiens geliefert. Die Lebensmittel, Medikamente und andere humanitäre Waren seien für die Versorgung von 170.000 Menschen vorgesehen, sagte der Welternährungsprogramm-Landesrepräsentant für Äthiopien, Claude Jibidar, am Freitag in einer Videokonferenz in Genf.
Die 96 Lastkraftwagen des Welternährungsprogramms hätten alle vier Straßenverbindungen nach Tigray nutzen können, die nach dem Waffenstillstandsabkommen wieder geöffnet wurden. Zudem habe das Welternährungsprogramm über den Humanitären Luftservice der UN Personal und Güter nach Tigray gebracht. Der Luftservice werde auch genützt, um Personal auszufliegen.
Anfang November hatten sich die äthiopische Zentralregierung und die Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) unter Vermittlung der Afrikanischen Union auf einen Waffenstillstand und einen anhaltenden Frieden geeinigt. Die Konfliktparteien vereinbarten dabei, dass Helfer Zugang zu Bedürftigen erhalten.
Allerdings reichten die wiederaufgenommenen humanitären Transporte bei weitem nicht aus, hieß es weiter. Insgesamt bräuchten in der Region Tigray 5,4 Millionen Menschen humanitäre Hilfe, das entspreche 90 Prozent der dortigen Bevölkerung. Die Menschen in angrenzenden Regionen bräuchten ebenfalls Unterstützung. In Amhara lebten sieben Millionen Bedürftige. In Afar seien 1,2 Millionen Menschen auf Hilfe angewiesen, teilte das Welternährungsprogramm mit.
Der Krieg in der nordäthiopischen Region hatte im November 2020 begonnen. Hintergrund war ein Streit um die Macht zwischen der Zentralregierung unter Premierminister Abiy Ahmed und der lange in Tigray regierenden TPLF. Der Krieg weitete sich mit der Zeit auf weitere Regionen aus und löste eine humanitäre Katastrophe aus.