Bonn, Passau (epd). Kurz vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft hat der Sportbischof der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Stefan Oster, für Menschenrechtsverletzungen im WM-Land Katar sensibilisiert. Es sei richtig, die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse in Katar kritisch in den Blick zu nehmen, sagte der Passauer Bischof laut Mitteilung der Bischofskonferenz am Donnerstag in Bonn. Als Sportbischof wolle er jedoch den Fans, die vor Ort und in den Medien die WM verfolgten, „kein schlechtes Gewissen einreden“. „Freude am Sport, auch an weltweiten Mega-Events, hat ihr eigenes Recht, auch wenn sie durch die extreme Kommerzialisierung gerade des Fußballs getrübt sein mag.“
Der Passauer Bischof wies darauf hin, dass Frauen in Katar weiterhin zurückgesetzt würden. Nicht islamischen Religionen, auch das Christentum, die unter den Arbeitsmigranten stark vertreten seien, werde Freiheit nur in eingeschränktem Maße zugebilligt. Sexuelle Minderheiten unterlägen strafrechtlicher Verfolgung. All dies sei - nicht nur in westlicher Sicht - Ausdruck einer repressiven Staats- und Gesellschaftsordnung, die sich nur langsam verändere.
Die Erfahrung lehre, dass sportliche Großereignisse wie Weltmeisterschaften und Olympische Spiele die gesellschaftliche und politische Situation in den Austragungsländern üblicherweise nicht langfristig verbesserten. Gerade deshalb bleibe es die Aufgabe der internationalen Gemeinschaft, auch nach dem Ende der WM in Katar die Reformkräfte im Land weiter zu unterstützen und in der Aufmerksamkeit für die Menschenrechte nicht nachzulassen, appellierte der Bischof.