Hannover (epd). Der hannoversche evangelische Bischof Ralf Meister hat am Buß- und Bettag vor Selbstgerechtigkeit gewarnt. Die Inflation der Verurteilungen anderer vergifte die Gemeinschaft, sagte Meister am Mittwoch in seiner Predigt in der Marktkirche in Hannover: „An die Stelle der eigenen Schulderkenntnis ist die Schuldzuweisung getreten und an die Stelle der Besserung und wirklichen Vergebung die Moralpredigt und der gnadenlose Kommentar.“ Dieser werde „schnell hingeschrieben in den sozialen Medien, schnell herausgerufen auf der Straße, an den Stammtischen und den Tuschelecken auf dem Marktplatz“.
Bei echter Buße gehe aber nicht darum, andere anzuklagen, sondern sich selbst kritisch zu betrachten und Schuld einzugestehen, betonte Meister laut Redemanuskript. Das gelte auch für Politik und Gesellschaft. Gerade dieses Jahr biete dazu reichlich Anlass. Die Deutschen seien überheblich gewesen „in der Gewissheit, dass immer Frieden sein wird in Europa - bis zum 24. Februar“, sagte der Bischof und schloss sich dabei selbst ausdrücklich mit ein.
Sie seien „verwöhnt durch jahrelang überfüllte Supermärkte und nun erschüttert, wenn nur noch fünf statt zehn Sorten Nudeln zu finden sind“. Und sie seien „arrogant gegenüber Landwirten oder Bäckern, deren Existenzbedrohung nun langsam, aber sicher uns alle betrifft“. Der einzige Weg zur Besserung sei für gläubige Christen die Reue und der Glaube, dass Gott ihnen ihre Schuld vergebe, sagte Meister.