Frankfurt a.M., Addis Abeba (epd). Erstmals seit der Unterzeichnung eines Waffenstillstandsabkommens vor zwei Wochen hat das Rote Kreuz Hilfslieferungen in die Hauptstadt der äthiopische Krisenregion Tigray gebracht. Zwei Lkw mit medizinischen Hilfsgütern haben am Dienstag die Regionalhauptstadt Mekelle erreicht, wie das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) in Addis Abeba mitteilte. Der Leiter der IKRK-Delegation von Äthiopien, Nicolas Von Arx, sprach von einer „enormen Erleichterung“. Zuletzt hatte es widersprüchliche Angaben zur Wiederaufnahme der humanitären Hilfe im Norden Äthiopiens gegeben.
Das Gesundheitswesen in der Region stehe unter enormem Druck, sagte Von Arx. Die Lieferungen seien ein Rettungsanker für die auf medizinische Hilfe angewiesenen Menschen. Den Angaben zufolge brachten die Lkw 40 Tonnen an medizinischen Gütern nach Mekelle, darunter Notfallmedizin und Operationsbesteck.
Anfang November hatten sich die äthiopische Zentralregierung und die Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) unter Vermittlung der Afrikanischen Union auf einen Waffenstillstand und die Wiederherstellung eines anhaltenden Friedens geeinigt. Die Konfliktparteien, denen während des Krieges immer wieder die Blockade humanitärer Hilfe vorgeworfen wurde, wollen auch sicherstellen, dass Hilfsorganisationen Zugang bekommen. Vergangene Woche noch klagten die Vereinten Nationen, dass keine Hilfslieferungen vordrängen. Die Regierung hingegen sprach von einer Wiederaufnahme der Hilfe.
Der Krieg in der nordäthiopischen Region hatte im November 2020 begonnen. Hintergrund war ein Streit um die Macht zwischen der Zentralregierung unter Premierminister Abiy Ahmed und der lange in Tigray regierenden TPLF. Der Krieg weitete sich mit der Zeit auf weitere Regionen aus und löste eine humanitäre Katastrophe aus. Das Friedensabkommen sieht unter anderem eine Entwaffnung der TPLF vor.