Berlin (epd). Immer weniger Eltern in Deutschland lesen einer Studie zufolge ihren Kindern vor. In knapp 40 Prozent der Familien mit Kindern zwischen einem und acht Jahren wird aktuell wenig oder gar nicht vorgelesen, wie aus einer am Montag in Berlin veröffentlichten Umfrage der Stiftung Lesen hervorgeht. Der Anteil der Eltern, die wenig oder gar nicht vorlesen, lag demnach 2019 noch bei 32 Prozent.
Fördermaßnahmen müssten Eltern darin bestärken, Vorlesen, Erzählen und das Betrachten von Bildern von Anfang an in den Alltag zu integrieren, heißt es in der Studie. Sie müssten motiviert und überzeugt werden, auch den Übergang in die ersten Schuljahre hinein mit Vorlesen zu gestalten, bis die Kinder selbst gut lesen könnten.
Viele Eltern fingen mit oder nach dem zweiten Geburtstag der Kinder vergleichsweise spät mit dem Vorlesen an. Den meisten Drei- bis Fünfjährigen wird laut Studie zu Hause vorgelesen. Spätestens mit Eintritt in die Schule lesen Eltern aber deutlich seltener vor. Der Einbruch ist massiver als noch 2019. Das führt den Autoren der Untersuchung zufolge wegen des fehlenden gleitenden Übergangs zu Frustrationen bei den Kindern und hemmt deren Motivation zu lesen.
Vorlesen sei Grundstein für Bildung, betonen die Autoren der Studie. Es müsse von einer privaten Option zur bildungspolitisch ernst zu nehmenden und notwendigen Maßnahme werden. Für den Vorlesemonitor 2022 wurden den Angaben zufolge im Frühsommer rund 800 Eltern befragt. Die Stiftung Lesen, die Wochenzeitung „Die Zeit“ und die Deutsche Bahn Stiftung geben seit 2009 gemeinsam die Vorlesestudie heraus.