Magdeburg (epd). Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, hat ihre Kirche davor gewarnt, sich zu sehr mit der Frage des Mitgliederverlusts zu beschäftigen. Die Frage, wozu die Kirche gebraucht werde, „stellt eine Falle“, sagte Kurschus am Sonntag in ihrem Bericht vor der EKD-Synode in Magdeburg. „Sie verführt dazu, permanent um unsere eigene Relevanz zu kreiseln“, warnte die westfälische Präses.
Eine Kirche, die immer wieder erkläre, wozu sie da sei, gebraucht werde und wer sie gut finde, „langweilt und verliert ihren Charme“. Zudem mache sie „angestrengte, hektische, von Sorge um den eigenen Erhalt und von Angst vor dem eigenen Untergang getriebene Leute“, sagte Kurschus.
Die evangelische Theologin sprach sich dafür aus, sich aus „vertrauten Denkmustern“ und „bewährten Traditionen“ hinauszubewegen. Die Kirche müsse „hinein in ungesichertes Gelände“, wo das Klima für die Kirche wie für die Gesellschaft rauer werde. Kurschus ist die höchste Repräsentantin der rund 19,7 Millionen deutschen Protestanten. Wie aus der jüngsten Kirchenmitgliederstatistik aus diesem Jahr hervorgeht, gehören nur noch knapp 50 Prozent der deutschen Bevölkerung einer Kirche an.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte beim Jahresempfang der EKD in diesem Sommer die Kirchen davor gewarnt, durch eine zu starke Selbstbeschäftigung ihren Auftrag aus dem Blick zu verlieren. „Die Kirchen sollten aufhören, vor lauter Angst um Bedeutungsverlust zu viel nur um sich selbst zu kreisen“, sagte er damals und forderte dazu auf, mehr die Schwachen in der Gesellschaft im Blick zu haben. Die Rede des Staatsoberhaupts hatte bei Verantwortlichen in der evangelischen Kirche für Aufmerksamkeit gesorgt.