Frankfurt a.M. (epd). Mit Hunderten Flüchtlingen an Bord haben die Schiffe privater Seenotretter am Freitag weiter auf dem Mittelmeer ausgeharrt. Wie die Organisation „SOS Humanity“ mitteilte, leiden die 179 Überlebenden an Bord der „Humanity 1“ unter der zunehmenden Unsicherheit und der psychischen Belastung. Auch 14 Tage nach der ersten Rettungsaktion hätten die Koordinierungsstellen in Malta und Italien dem Schiff immer noch keinen Hafen zugewiesen. Hunderte weitere Flüchtlinge und Migranten warteten auf der „Geo Barents“, der „Ocean Viking“ und der „Rise Above“ ebenfalls auf einen Hafen.
Nach Angaben von „SOS Humanity“ sind unter den Schutzsuchenden mehr als 100 unbegleitete Minderjährige. Eine Ärztin an Bord der „Humanity 1“ berichtete, dass sich die körperliche Verfassung vieler Menschen zunehmend verschlechtere. Sie litten zudem zum Teil noch unter der Gewalt, die sie in Libyen erlebt hätten.
Auf der von „Ärzte ohne Grenzen“ unterhaltenen „Geo Barents“ harrten am Freitag ebenfalls 572 Schutzsuchende aus. Nach Angaben der Hilfsorganisation wurden die Menschen bei sieben Einsätzen zwischen dem 27. und 29. Oktober gerettet. Auch die „Ocean Viking“ des internationalen Verbundes „SOS Méditerranée“ war mit mehr als 230 Überlebenden im Mittelmeer unterwegs. Die Dresdner Organisation „Mission Lifeline“ forderte einen Hafen für 95 von der „Rise Above“ gerettete Flüchtlinge und Migranten.
In der Vergangenheit mussten private Seenotretter oft tagelang auf dem Mittelmeer warten, bis sie einen Hafen in Europa zugewiesen bekommen. Es wird befürchtet, dass die neue rechtsgerichtete Regierung in Italien einen schärferen Kurs gegenüber den Seenotrettungsorganisationen einschlägt.
Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) kamen bei der Überquerung des Mittelmeers in diesem Jahr bereits 1.765 Flüchtlinge und Migranten ums Leben oder werden vermisst. Die Dunkelziffer dürfte viel höher liegen.