Genf (epd). UN-Hochkommissar Filippo Grandi hat vor Zwangsrückführungen von Menschen aus Haiti in ihr krisengeschütteltes Heimatland gewarnt. Die Staaten müssten die Zwangsrückführungen nach Haiti aussetzen, erklärte Grandi am Donnerstag in Genf. Haitianische Frauen, Kinder und Männer, die in ihr Land zurückkehrten, seien möglicherweise lebensbedrohlichen Sicherheits- und Gesundheitsrisiken ausgesetzt. Sie könnten innerhalb des Landes weiter vertrieben werden.
Gewalt, Vergewaltigungen, Entführungen, Plünderungen durch bewaffnete Banden sowie ein Cholera-Ausbruch hätten die ohnehin schon dramatische humanitäre Lage in Haiti weiter verschärft, betonte der Hochkommissar für Flüchtlinge. In dem Land herrschten Hunger, Brennstoffmangel und eine eingeschränkte medizinische und sanitäre Versorgung. Millionen unterernährte Kinder könnten nicht zur Schule gehen und lebten in Angst.
Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, betonte, dass das Völkerrecht Kollektivausweisungen ohne individuelle Prüfung aller Schutzbedürfnisse verbiete. Er forderte die Regierungen in der Region auf, dafür zu sorgen, dass alle Haitianer Zugang zu Rechtsstatus, Schutz und Unterstützungsleistungen erhielten. Insbesondere die USA hatten mit Zwang Haitianerinnen und Haitianern zurückgeführt.