Abschied von Mevlüde Genç mit Trauergebet am Ort des Brandanschlags

Abschied von Mevlüde Genç mit Trauergebet am Ort des Brandanschlags

Solingen (epd). Mit einer Trauerfeier am Ort des rechtsextremen Brandanschlags von 1993 haben Angehörige, Freunde und Vertreter des öffentlichen Lebens am Dienstag in Solingen Abschied von Mevlüde Genç genommen. Vor dem nach Osten ausgerichteten, aufgebahrten Sarg sprach ein Imam das islamische Totengebet für die Solinger Friedensbotschafterin, die am Sonntag im Alter von 79 Jahren gestorben war. An dem Trauergebet nahmen auch der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU), seine Stellvertreterin Mona Neubaur und Integrationsministerin Josefine Paul (beide Grüne) sowie der Solinger Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) teil.

Mevlüde Genç hatte bei dem Brandanschlag von vier jungen Neonazis auf ihr Haus zwei Töchter, zwei Enkelkinder und eine Nichte verloren. Dennoch setzte sie sich danach für Toleranz und Versöhnung ein und wurde zu einer in Deutschland, aber auch international anerkannten Stimme für ein friedliches Miteinander der Kulturen und Religionen. Für ihr Engagement wurde sie 1996 mit dem Bundesverdienstkreuz und 2015 mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen geehrt. Seit 2019 verleiht NRW jährlich einen nach ihr benannten Toleranzpreis, die mit 10.000 Euro dotierte Mevlüde-Genç-Medaille.

Bereits Stunden vor dem Totengebet wurde der Ort der Trauerveranstaltung weiträumig abgesperrt. Familienangehörige trugen den Sarg auf ein Podest gegenüber dem Grundstück in der Unteren Wernerstraße, in der einst das Wohnhaus der Familie Genç stand. Dort wurden zahlreiche Kränze niedergelegt.

Am Montag hatte die Familie von Mevlüde Genç bei der rituellen Waschung des Leichnams bereits Abschied von der Toten nehmen können. Nach dem Totengebet sollte der Sarg in die Türkei gebracht werden, wo die Verstorbene in ihrem Geburtstort Mercimek an der Seite ihrer gestorbenen Kinder bestattet werden soll.