Kapstadt (epd). Der Direktor des Südafrikanischen Kirchenrats in der westlichen Kapregion, Lionel Louw, sieht die Regierungspartei ANC im Niedergang. Der Afrikanische Nationalkongress (ANC) verliere an Einfluss, weil er Korruption und einer Politik für Eliten zu viel Raum gebe, sagte Louw am Freitag in Kapstadt im Gespräch mit einer Delegation der Synode der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. „Die Leute sagen: Es reicht“, sagte Louw. Die 1912 gegründete, ehemalige Anti-Apartheidsbewegung ANC ist seit 1994 die regierende Partei.
Vertreter von Kirchen, Moscheen und Synagogen versuchen laut Louw jetzt schon, Parteien vor der Wahl 2024 zu mäßigen, damit es nicht zu Gewalt oder einer martialischen Rhetorik komme, sagte Louw. Das Land leide unter der Kluft zwischen Arm und Reich. Inzwischen gebe es auch reiche und einflussreiche Schwarze, die sich um die sozialen Probleme des Landes nicht kümmerten, kritisierte der Präsident.
Louw war in den 1980er-Jahren schon einmal Vorsitzender des regionalen Kirchenrats und setzte sich für das Ende der Apartheid ein. Man habe für den Sturz der weißen Regierung gebetet, berichtete er. Heute arbeite der Kirchenrat dafür, junge Menschen im Anbau von Nahrungsmitteln zu unterrichten sowie Gewalt gegen Frauen, Homosexuelle und Transpersonen zu bekämpfen.
Die Begegnung mit Louw war Teil einer Reise von Vertretern der württembergischen evangelischen Landessynode, darunter deren Präsidentin Sabine Foth und der Vorsitzenden des Ausschusses für Mission, Ökumene und Entwicklung, Pfarrerin Yasna Crüsemann. Partnerkirche in Südafrika ist die Moravian Church, die auf die deutsche Herrnhuter Brüdergemeine zurückgeht.