Umfrage: Jobcenter sind für Hilfesuchende häufig schlecht erreichbar

Umfrage: Jobcenter sind für Hilfesuchende häufig schlecht erreichbar

Berlin (epd). Wenn Jobcenter nicht gut erreichbar sind, verschärft das die Probleme der Hilfesuchenden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage im Auftrag der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (BAGFW), die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt. Gut 60 Prozent der befragten Beratungsstellen beobachten, dass Hilfesuchende wegen der schweren Erreichbarkeit ihres Jobcenters Leistungen zu spät oder gar nicht gezahlt bekommen.

Den Hilfesuchenden fehlten Informationen, und es werde ihnen die Einhaltung von Fristen erschwert. Zugesandte oder eingeworfene Unterlagen kämen zu spät oder gar nicht bei den Behörden an, berichten mehr als die Hälfte der Beratungsstellen. Wenn eine schnelle persönliche Klärung nicht möglich sei, verschärften sich die Probleme ihrer Klienten.

Ein Viertel der Jobcenter hätten auch im dritten Pandemiejahr keine regulären Öffnungszeiten. Knapp ein Drittel verfüge nicht über eine frei zugängliche Eingangszone, in der die Menschen ihre Unterlagen abgeben oder Informationen einholen könnten. 36 Prozent der Befragten klagen, das Jobcenter sei nur über eine zentrale Hotline erreichbar - mit langen Wartezeiten, ausbleibenden Rückrufen und unqualifizierten Auskünften.

Als positive Beispiele nennen die Beratungsstellen Jobcenter, die ein Fenster zur Abgabe von Dokumenten haben, auf den Schreiben Ansprechpartner angeben, kurzfristig persönliche Termine ermöglichen und offene Sprechzeiten haben. BAGFW-Präsident Ulrich Lilie sagte, Hilfesuchende müssten sich darauf verlassen können, dass ihre Ansprechpersonen erreichbar seien. Die Ampel-Koalition habe im Zuge der Bürgergeld-Einführung zudem versprochen, für eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe zwischen Klienten und Jobcentern zu sorgen.

Für die Studie waren im Juni 2022 knapp 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus über 600 Beratungsstellen der Verbände online befragt worden. Es handelt sich um Sozialberatungsstellen, sowie spezielle Anlaufstellen, etwa für geflüchtete oder obdachlose Menschen. Die Ergebnisse der Umfrage sind nicht repräsentativ. Sie geben den Wohlfahrtsverbänden zufolge aber einen guten Einblick, welche Probleme die Beratungsstellen und ihre Klientinnen und Klienten bei der Zusammenarbeit mit Jobcentern sehen.

In der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege haben sich die Spitzenverbände von Caritas, Diakonie, dem Paritätischen Wohlfahrtsverband, der Arbeiterwohlfahrt, dem Deutschen Roten Kreuz und der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland zusammengeschlossen.