Berlin (epd). Angesichts zunehmender Hungerkrisen setzt die Bundesregierung auf den Aufbau nachhaltiger Ernährungssysteme in betroffenen Ländern. „Es reicht nicht, Getreidesäcke und Wassertanks zu liefern“, sagte Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) am Donnerstag in Berlin. Die Importabhängigkeit armer Länder müsse verringert und eine an den Klimawandel angepasste Landwirtschaft unterstützt werden. Um diese Ziele zu erreichen, werde gemeinsam mit dem UN-Welternährungsprogramm (WFP) die Zusammenarbeit in 27 Ländern ausgeweitet, darunter in Mali, Äthiopien und Afghanistan.
Mit Blick auf steigende Lebensmittelpreise, die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie, den Klimawandel sowie den hohen Schuldenstand vieler Entwicklungsländer warnte Schulze vor einem weiteren Anstieg des weltweiten Hungers. Es handele sich um eine „gefährliche Mischung“, sagte die Ministerin. Um kommende Hungerkrisen abzumildern und möglichst zu vermeiden, müssten Entwicklungsländer selbst Lebensmittel anpflanzen, „die an die veränderten klimatischen Bedingungen angepasst sind“.
Auch der WFP-Direktor David Beasley sprach vor einer „noch nie dagewesenen Krise“. Bereits vor dem russischen Angriff auf die Ukraine sei die Situation besorgniserregend gewesen, sagte Beasley. Es drohe die schlimmste humanitäre Krise seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges.
Weltweit nimmt die Zahl der Hungernden wieder zu. Nach Angaben des Welternährungsprogramms (WFP) sind 345 Millionen Menschen akut von Hunger bedroht, fast 200 Millionen mehr als Anfang 2020. Als Ursache gelten die gestiegenen Preise für Lebensmittel, Konflikte und Kriege sowie der Klimawandel. Viele afrikanische Länder waren vor Beginn des Krieges abhängig von Getreideexporten aus der Ukraine und Russland. Nach eigenen Angaben unterstützt die Bundesregierung das Welternährungsprogramm in diesem Jahr mit 530 Millionen Euro, so viel wie nie zuvor.