Konstanz (epd). Die Globalisierung macht auch vor der Pflanzenwelt nicht Halt. Das koloniale Erbe Europas präge bis heute die Pflanzenwelt, sagte Mark van Kleunen von der Universität Konstanz am Montag laut einer Mitteilung. Und auch die heutigen Verwaltungs- und Handelsbeziehungen zwischen verschiedenen Regionen würden bestimmen, welche gebietsfremden Arten sich in den kommenden Jahrzehnten anderswo ansiedeln werden. Van Kleunen ist Mitautor der Studie eines internationalen Forschungsteams unter Leitung von Forschenden der Universität Wien und Beteiligung von Wissenschaftlern der Universität Konstanz zu dem Thema. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift „Nature Ecology and Evolution“ veröffentlicht.
Die Verschleppung von Pflanzenarten in fremde Gebiete habe dauerhafte Auswirkungen auf die biologische Vielfalt und auf die Lebensgrundlagen von Menschen. Sie stehe in engem Zusammenhang mit Migrationsbewegungen der Menschen. Zu beobachten sei das vor allem an den Folgen der europäischen Expansion und des Kolonialismus im 15. Jahrhundert.
Damals führten die europäischen Kolonialmächte Pflanzen vorrangig aus wirtschaftlichen Gründen in ihre Herrschaftsgebiete ein, um so das Überleben ihrer Bevölkerung zu sichern und den Aufbau von Siedlungen zu fördern. Aber auch aus ästhetischen und nostalgischen Gründen wurden Pflanzen außerhalb ihrer Herkunftsgebiete angepflanzt, erläuterte van Kleunen. Insbesondere wurden viele Pflanzenarten als Nahrungs- und Futtermittel sowie für den Gartenbau in und aus den kolonisierten Regionen gehandelt, woraufhin sich in diesen Regionen im Laufe der Zeit eine gebietsfremde Flora etablierte.
Die Pflanzenwelten in Gebieten, die ehemals von der gleichen Kolonialmacht besetzt wurden, ähnelten einander heute noch stark. Diese Ähnlichkeit nehme im Laufe der Zeit noch zu.