Von Armut Betroffene protestieren vor dem Kanzleramt

Von Armut Betroffene protestieren vor dem Kanzleramt
Steigende Energie- und Lebensmittelpreise machen immer mehr Menschen Angst. Am härtsten trifft es Wohlfahrtsverbänden zufolge Menschen mit niedrigen Einkommen. Vor dem Amtssitz des Bundeskanzlers forderten Armutsbetroffene jetzt mehr Solidarität.

Berlin (epd). Mit Slogans wie „Sofort Hilfe für Arme“ haben Aktivisten am Samstag vor dem Kanzleramt in Berlin mehr Unterstützung für Menschen mit niedrigen Einkommen gefordert. Nach Angaben der Berliner Polizei beteiligten sich 200 Menschen an dem Protest gegen die Sozialpolitik der Bundesregierung. Betroffene beklagten bei der Kundgebung mangelnde Möglichkeiten der Teilhabe am gesellschaftlichen und politischen Leben.

Angesichts steigender Energie- und Lebensmittelpreise wachse die Not von knapp 14 Millionen Armutsbetroffenen in Deutschland mit jedem Tag, erklärte der Paritätische Wohlfahrtsverband anlässlich der Demonstration. Der Protest sei überzeugend, weil auch betroffene Menschen auf die Straße gingen und ihr Gesicht zeigten, sagte Hauptgeschäftsführer Ulrich Schneider bei dem Protest dem Evangelischen Pressedienst (epd): Die Betroffenen machten deutlich, „Armut ist nicht erst dann gegeben, wenn Menschen unter Brücken schlafen müssen, zu wenig zu essen oder keine Kleidung haben, sondern Armut ist Ausgrenzung“.

Eine Petition der Initiative „#IchBinArmutsbetroffen“, mit der die Bundesregierung zu verstärkten Maßnahmen gegen die Armut aufgefordert wird, unterzeichneten laut Kampagnen-Plattform „Campact“ bereits rund 65.000 Menschen. Sie fordern unter anderem armutsfeste Mindestlöhne, existenzsicherndes Bafög, die Einführung einer Grundsicherung für Kinder, und die Anhebung von Regelsätzen bei Sozialleistungen. Überdies seien krisenfeste Absicherungen für Alters- und Erwerbsminderungsrentner, Bürokratieabbau und eine Abschaffung von Sanktionen für Hartz-IV-Empfänger nötig.

Noch nie hätten so viele Menschen in Deutschland am Existenzminimum gelebt wie heute, hieß es auf der Kampagnen-Plattform „Campact“. 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen sowie 16 Prozent der Erwachsenen seien Ende 2021 von Armut betroffen gewesen. Experten rechneten damit, dass bis zu 40 Prozent aller Leistungsberechtigten ihren Anspruch aus Angst, Scham oder Unwissenheit nicht geltend machten.