Studie: Digitalisierung und Energiewende vergrößern Kluft in Europa

Studie: Digitalisierung und Energiewende vergrößern Kluft in Europa

Gütersloh (epd). Digitalisierung und Energiewende könnten laut einer Studie das Gefälle zwischen Boom-Regionen und abgehängten Gegenden in Europa noch vergrößern. Bei den Veränderungsprozessen, die auch die EU anstrebe, würden europäische Großstädte und andere Regionen der Hochtechnologie in Zukunft noch weiter davonziehen, erklärte die Bertelsmann Stiftung am Mittwoch in Gütersloh bei der Präsentation einer Studie zur Wirtschaft Europas. Ländliche Gebiete und Regionen mit CO2-intensiver Industrie hingegen würden den Anschluss verlieren.

Die bereits heute wohlhabendsten Regionen Europas in Deutschland, Österreich, den Niederlanden und Norditalien würden voraussichtlich von der doppelten Transformation - bei der Digitalisierung und bei der Umstellung auf nachhaltige Energien - profitieren, erklärte die Stiftung. Südeuropäische Regionen im Süden von Italien, Spanien und Portugal würden in ihren Zukunftsaussichten hingegen weiter eingeschränkt. Ähnliches gelte für osteuropäische Regionen in Bulgarien, Polen und Rumänien an den EU-Außengrenzen.

Die Autoren der Studie plädieren dafür, für die Zahlung von EU-Fördermitteln nicht länger das Pro-Kopf-Einkommen als Richtschnur heranziehen. Besonders der ländliche Raum brauche viel Unterstützung, erklärte der Europa-Experte und Studienleiter der Bertelsmann Stiftung, Thomas Schwab. Nur durch maßgeschneiderte Unterstützung der Regionen könne die Europäische Union verhindern, dass die Schere zwischen Boom-Regionen und abgehängten Landstrichen noch weiter aufgehe, mahnte Schwab.

Die Bertelsmann Stiftung untersucht im Rahmen des Projekts „Europas Wirtschaft“, welche wirtschaftlichen, sozialen und territorialen Ungleichgewichte für die EU von Bedeutung sind. Im Fokus steht dabei, wie sich die strukturellen Veränderungen, die mit der digitalen und grünen Transformation einhergehen, auf Europas Wirtschaft und seinen Zusammenhalt auswirken. Die Studie wurde in Kooperation mit dem Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw) erarbeitet.