Vertreter aus Kirchen und Politik haben am Freitag in Eisenach die Bedeutung des Lutherischen Weltbundes (LWD) und des Deutschen Nationalkomitees (DNK) gewürdigt. Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) erklärte anlässlich eines Festaktes zum 75-jährigen Bestehen des Kirchenbundes dessen Engagement für die universelle Würde des Menschen.
Der Einsatz für Klimagerechtigkeit, Fairness zwischen den Geschlechtern und weltweiten Frieden erscheine in Zeiten von Energiekrisen, grausamen Kriegen, steigenden Meeresspiegeln, Hungersnöten oder der Diskriminierung von Minderheiten und anhaltendem Rassismus nötiger denn je, so Ramelow. Beide Organisationen trügen mit ihrer kirchenübergreifenden Arbeit den Grundkonsens des Luthertums in die Gesellschaft hinein, sagte der bekennende evangelische Christ.
Der mitteldeutsche Landesbischof Friedrich Kramer betonte die Rolle des LWB als "Übersetzer ganz im Sinne Luthers". Der Kirchenbund wirke als Erklärer, Vermittler und Experte für Verständnis über kulturelle Grenzen hinweg. Er sei zudem Spezialist für die weltweite lutherische Theologie und deren feine Unterschiede. Damit wirke der Kirchenbund "als Brückenbauer im ökumenischen Gespräch über alte Kriegsgräben hinweg".
Die deutschen evangelischen Kirchen seien ein wichtiges Zentrum innerhalb des internationalen Luthertums, sagte LWB-Generalsekretärin Anne Burghardt. Sowohl in theologischen als auch in diakonischen Fragen brächten sich die deutschen Mitgliedskirchen in die Gemeinschaft der lutherischen Kirchen ein.
Aktuell gebe es innerhalb des LWB viele Zentren mit unterschiedlichen Interessen, sagte Burghardt weiter. Die asiatischen und osteuropäischen Mitgliedskirchen etwa seien geprägt von ihren Erfahrungen als Minderheiten in ihren Ländern. Demgegenüber kämen von den lateinamerikanischen Lutheranern wichtige Impulse in sozialen Fragen.
Die weltweite Vereinigung der Kirchen stelle stets einen Tisch dar, an dem ihre Mitglieder als Verwandte Platz nehmen könnten, sagte DNK-Präsident Frank Otfried July. Wichtig sei die Suche nach dem Verbindenden. Die deutschen Kirchen sollten sich dabei nicht im eigenen Klein-Klein verheddern, sagte der württembergische Altbischof.
Der Magdeburger katholische Bischof Gerhard Feige bezeichnete den LWB und sein Deutsches Nationalkomitee als einen wichtigen ökumenischen Partner. Der bilaterale Dialog sei nicht immer einfach gewesen, aber von großer Bedeutung, so der Vorsitzende der Ökumenekommission in der katholischen Bischofskonferenz.
Der Lutherische Weltbund wurde 1947 gegründet und zählt heute 148 Mitgliedskirchen in 99 Ländern weltweit. Ihnen gehören mehr als 77 Millionen Christinnen und Christen an. Er engagiert sich im Dialog zwischen den Mitgliedskirchen ebenso wie in der Ökumene, in der humanitären Hilfe und der diakonischen Arbeit.