Erfurt (epd). Der Lutherische Weltbund (LWB) befürchtet, dass weltweite Krisenherde aufgrund des Kriegs in der Ukraine aus dem Fokus der Weltöffentlichkeit geraten. Derweil gehe etwa der bewaffnete Konflikt in Äthiopien weiter, sagte die LWB-Generalsekretärin Anne Burghardt dem Evangelischen Pressedienst (epd). Im Vorfeld der 75-Jahr-Feier des Deutschen Nationalkomitees des LWB am Freitag in Eisenach wies sie gleichzeitig auf die in Myanmar andauernde Unterdrückung und Vertreibung von Minderheiten hin. Nicht nur in diesen beiden Fällen sei Hilfe weiterhin nötig.
Die Not in der Ukraine werde weiter zunehmen, sagte Burghardt mit Blick auf den bevorstehenden Winter. „Das Land und seine Menschen, egal ob in der Ukraine wie auch als Geflüchtete in den Nachbarländern, werden noch über viele Jahre hinweg unsere Hilfe benötigen“, so die aus Estland stammende Theologin. Der Lutherische Weltbund prüft demnach, wie er den Bau von Luftschutzkellern für Schulen in der Ukraine unterstützen kann: „Luftschutzkeller sind eine Bedingung dafür, dass in der Ukraine Schulen wieder öffnen können.“
Unter dem Eindruck des Kriegs in der Ukraine sei der Lutherische Weltbund in mehreren Ländern Osteuropas in der Hilfe für Geflüchtete aktiv, sagte Burghardt weiter. Vor allem in Polen unterstütze der LWB diakonische Projekte der polnischen Mitgliedskirche, die durch die Gemeinden umgesetzt würden.
Besonders kleinere Mitgliedskirchen, die in ihrem jeweiligen Land eine Minderheit stellten, könnten vom LWB profitieren. Die Mitgliedschaft im Weltbund biete ihnen die Möglichkeit, an der vielfältigen programmatischen Arbeit des LWB teilzuhaben, betonte die LWB-Generalsekretärin. Den Mitgliedskirchen nütze überdies die Zusammenarbeit des Weltbunds mit den Vereinten Nationen. Auch weniger mitgliederstarke Kirchen könnten in diesem Rahmen auf Menschenrechtsverletzungen in ihren Regionen aufmerksam machen.
Der Lutherische Weltbund wurde 1947 gegründet und zählt heute 148 Mitgliedskirchen in 99 Ländern weltweit, denen nach eigenen Angaben über 77 Millionen Christinnen und Christen angehören.