Kritik am Marathon in Halle am Jahrestag des Synagogen-Anschlags

Kritik am Marathon in Halle am Jahrestag des Synagogen-Anschlags

Halle (epd). Zivilgesellschaftliche Initiativen wenden sich gegen den geplanten Mitteldeutschen Marathon am dritten Jahrestag des Anschlags auf die Synagoge von Halle. Gedenken, Anteilnahme, Innehalten und Solidarität zeitgleich zu einem großen Sportereignis in der Mitte der Stadt passten nicht zusammen, kritisierte das Bündnis „Halle gegen Rechts“ am Freitag in Halle. Zuvor hatte schon das Landesnetzwerk Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt eine Verlegung der Route am 9. Oktober gefordert.

Dass die Stadtverwaltung und der Veranstalter des Marathons kein anderes Datum gefunden hätten, sei kaum nachvollziehbar, betonte das Bündnis „Halle gegen Rechts“. Es sei ein Zeichen dafür, dass die Tragweite des Anschlags immer noch nicht ausreichend im städtischen Gedächtnis verankert sei. Gemeinsam mit dem Evangelischen Kirchenkreis Halle-Saalkreis forderte das Bündnis einen Verzicht auf Musik und Kommentierung des Marathongeschehens während des Gedenkens.

„Halle gegen Rechts“ und die Mobile Opferberatung wollen am 9. Oktober mit Großflächenbannern und Plakaten auf den Jahrestag aufmerksam machen. Der Evangelische Kirchenkreis bietet eine Andacht in der Marktkirche.

Am jüdischen Feiertag Jom Kippur verübte ein Rechtsterrorist am 9. Oktober 2019 einen Anschlag auf die Synagoge in Halle und tötete dabei zwei Passanten. Sein Versuch, in die Synagoge einzudringen, scheiterte an der Tür. Das Oberlandesgericht verurteilte ihn im Dezember 2020 zu einer lebenslangen Haftstrafe mit anschließender Sicherungsverwahrung.