Hamburg (epd). Rassistische Vorurteile gehören an deutschen Krankenhäusern zum Bedauern von Sidra Khan-Gökkaya zum Alltag. Patientinnen und Patienten, denen Rassismus begegnet, seien besonders wehrlos. „Wenn ich eine besonders komplizierte Erkrankung habe, bin ich auf die Diagnose, auf das Rezept und auf die Behandlung angewiesen“, sagte die Integrations- und Antirassismus-Beauftragte am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) dem Evangelischen Pressdienst (epd). Auch das angestellte Personal erlebe am Krankenbett Rassismus.
Klinikangestellte mit Migrationshintergrund würden oft durch Patientinnen und Patienten abgewertet. „Zum Beispiel sagen sie zu Mitarbeitenden, dass sie sich von ihnen nicht behandeln lassen wollen. Sie sprechen ihnen ihre Kompetenz ab und fragen: 'Können Sie das überhaupt? Wo haben Sie das denn gelernt?'“ In solchen Situationen sei es wichtig, dass die Teams wüssten, wie zu reagieren sei.
Umgekehrt sei Beschäftigten in Krankenhäusern manchmal nicht bewusst, dass sie rassistische Vorurteile pflegen. „Gerade in der Gesundheitsversorgung gibt es die Annahme, dass man ja sowieso in einem Beruf arbeite, in dem man helfen will.“ Da könne es doch nicht sein, dass jemand rassistisch ist, laute ein falsches Vorurteil.
Daher will Khan-Gökkaya, die seit Juni 2020 als Integrations- und Antirassismus-Beauftragte am UKE angestellt ist, informieren und aufklären. „Es geht nicht darum, dass wir absichtlich und boshaft rassistisch sind, sondern darum, dass sich das manchmal etabliert hat, ohne dass wir es merken.“ Sie fügt hinzu: „Fehler passieren, die Frage ist, wie wir damit umgehen.“