Frankfurt a.M., Amman (epd). Immer mehr Flüchtlinge im Libanon versuchen laut „Save the Children“, das Land zu verlassen. Die Menschen, die zumeist aus Syrien stammten, versuchten über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen, weil die Lage im Libanon immer schwieriger werde, erklärte die Kinderhilfsorganisation am Dienstag in der libanesischen Hauptstadt Amman. Auf diese Weise seien vergangene Woche mindestens 94 Geflüchtete, darunter mindestens 24 Kinder, ums Leben gekommen, als ihr Boot kenterte. Das sei nur das jüngste von zahlreichen Unglücken auf der gefährlichen Fluchtroute.
Der Libanon erlebt seit Jahren eine gravierende Wirtschaftskrise, die laut Weltbank zu den schlimmsten weltweit zählt. Dazu kommen die Folgen der Explosion im Hafen der Hauptstadt Beirut und ein weitgehender Zusammenbruch der öffentlichen Dienste. „Die Situation betrifft alle: Libanesen, Geflüchtete und Migranten gleichermaßen“, sagte die Länderdirektorin von „Save the Children“ im Libanon, Jennifer Moorehead.
Mindestens 3.500 Geflüchtete haben demnach in diesem Jahr versucht, den Libanon über das Mittelmeer zu verlassen. Diese Zahl sei zum zweiten Mal in Folge mehr als doppelt so hoch wie 2020, erklärte „Save the Children“ unter Berufung auf UN-Daten. Die allermeisten von Ihnen seien Syrerinnen und Syrer. Im Libanon, aber auch in den Lagern in Jordanien und dem Irak sei die Lage für diese Menschen unhaltbar. Schlechte Unterbringung, eingeschränkte Bewegungsfreiheit, wenig Bildungsmöglichkeiten und schwierige Beziehungen zu den aufnehmenden Gemeinden lassen ihnen der Organisation zufolge wenig Hoffnung für die Zukunft.
Die Menschen wünschten, in ein drittes Land zu gelangen, erklärte die Organisation. Vor allem Frauen äußerten den Wunsch, ihren Kindern auf diese Weise Bildung zu ermöglichen. Doch die Zahl der Plätze für eine Umsiedlung aus dem Libanon sind demnach sehr gering. So sei ein Bedarf von annähernd 600.000 sogenannten Resettlement-Plätzen ermittelt worden, doch nur rund 20.000 pro Jahr stünden zur Verfügung.