Bremerhaven (epd). Das arktische Meereis ist seit Ende der 70er Jahre um rund zwölf Prozent geschrumpft und diese Tendenz hält an. Zwar habe sich der heiße Sommer dieses Jahres auf der Nordhalbkugel nur moderat auf die Meereisbedeckung ausgewirkt, doch setze sich der seit 1979 anhaltende Negativtrend weiter fort, teilte das Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung am Montag in Bremerhaven mit. In den zurückliegenden 43 Jahren seien fast ein Achtel des arktischen Meereises verschwunden.
Im Vergleich zu den vergangenen 15 Jahren sei das Meereis in der Arktis im Jahr 2022 jedoch nicht überdurchschnittlich geschmolzen, hieß es. Am 16. September habe es mit etwa 4,79 Millionen Quadratkilometern sein bisheriges jährliches Minimum erreicht. „Auch wenn dieser Sommer keine neuen Rekorde in der Arktis gebrochen hat, bleibt die Eisbedeckung im langjährigen Vergleich sehr niedrig und wir gehen davon aus, dass sich der langfristige Meereisrückzug fortsetzen wird“, sagte der Leiter der Sektion Meereisphysik, Professor Christian Haas.
Besonders am Sommer 2022 war den Forschenden zufolge, dass warme Luftmassen die mittleren Breiten Europas mit Trockenheit und Hitze trafen, während es in der zentralen Arktis keine Warmlufteinbrüche gab. In einigen Regionen sei sogar mehr Eis als in den vergangenen Jahren verzeichnet worden. Als „eher ungewöhnlich“ bezeichneten die Wissenschaftler, dass sich Anfang Juni große, offene Wasserflächen in der zentralen Arktis bildeten, die bis zum Ende des Sommers erhalten blieben.
Dieser Sommer zeige einmal mehr, dass die Meereisbedeckung durch langfristige Trends und kurzfristige starke Schwankungen charakterisiert sei. Diese Schwankungen seien durch den Einfluss von Wetter und Meeresströmungen verursacht und nur schwer vorherzusagen.
Laut dem europäischem Erdbeobachtungsprogramm Copernicus waren die Monate Juni bis August dieses Jahres die heißesten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Die Werte lagen im Schnitt 0,4 Grad Celsius über den bisherigen Spitzenwerten aus 2018 und 2021. Auch in den Polarregionen seien die Temperaturen als Folge des Klimawandels gestiegen.