Köln, Fulda (epd). Zum Auftakt der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz am Montag in Fulda haben katholische Initiativen eine Beschleunigung des kirchlichen Reformprozesses gefordert. „Es geht uns nicht schnell genug beim Synodalen Weg“, sagte die Sprecherin der Reforminitiative „Wir sind Kirche“, Sigrid Grabmeier bei einer Online-Pressekonferenz. „Wir können nicht darauf warten, bis der Synodale Weg abgeschlossen ist und in Rom neue Weichen gestellt sind.“ Es gehe nun darum, neue Wege zu finden und auszuprobieren. Die Initiativen äußerten vor allem Unzufriedenheit über die mangelnden Fortschritte bei der Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche.
Die Gruppe der reformbereiten Bischöfe müsse im Zweifelsfall eine „Koalition der Willigen bilden, die schon einmal vorangeht“, erklärte Thomas Pöschl vom LSBT+Komitee. Bei der jüngsten Versammlung des kirchlichen Reformgremiums Synodaler Weg war Anfang September ein Reformbeschluss zur kirchlichen Sexualmoral an der Sperrminorität konservativer Bischöfe gescheitert. Pöschl forderte die fortschrittlichen Bischöfe auf, die Herbstvollversammlung dafür zu nutzen, ihre reformunwilligen Kollegen zu überzeugen. Die Mehrheit der beteiligten Bischöfe hatte im September für den Reformbeschluss gestimmt, der erstmals homosexuelle Beziehungen sowie queere Menschen in der Kirche anerkennen sollte. Das reichte aber nicht aus, weil für den Beschluss eine Zwei-Drittel-Mehrheit der Bischöfe notwendig gewesen wäre.
„Wir erwarten, dass die Minderheit der Traditionalisten nicht die Mehrheit der Reformwilligen behindert“, forderte Angelika Fromm von der Aktion „Lila Stola“, die sich für den Zugang von Frauen zu geistlichen Ämtern in der katholischen Kirche einsetzt. „Gleiche Würde und gleiche Rechte für Frauen in der römisch-katholischen Kirche sind längst überfällig.“ Mutige und reformwillige Bischöfe könnten auf der Grundlage von Beschlüssen des Synodalen Wegs schon jetzt Frauen in sakramentale Dienste einbeziehen und als Leiterinnen von Gemeinden einsetzen.
Der Sprecher des Betroffenenbeirats bei der Deutschen Bischofskonferenz, Johannes Norpoth forderte die Bischöfe auf, Voraussetzungen für die Unabhängigkeit der Betroffenenarbeit zu schaffen. Zudem kritisierte er die Verzögerungen bei der Veröffentlichung von Missbrauchsgutachten in einzelnen Bistümern. Hier sei auch der Gesetzgeber gefordert, einen rechtlichen Rahmen für die Aufarbeitung von Missbrauch in Institutionen zu schaffen.
Die deutschen Bischöfe kommen bis Donnerstag in Fulda zu ihrer Herbstvollversammlung zusammen. Eines der Hauptthemen ist der Stand beim Synodalen Weg, bei dem Bischöfe und Laien über Kirchenreformen beraten.