Mexiko-Stadt, Havanna (epd). Die kubanische Bevölkerung soll an diesem Sonntag in einem Referendum über ein neues Familiengesetz abstimmen. Der so genannte Familienkodex sieht unter anderem die Legalisierung gleichgeschlechtlicher Ehen, der Leihmutterschaft und des Adoptionsrechts für homosexuelle Ehepaare vor. Er soll das bisherige Gesetz von 1975 ersetzen.
Der Entwurf für die Reform wurde bereits zwischen Februar und April in einer Befragung zur Diskussion gestellt, an der sich nach offiziellen Angaben die Hälfte der Kubanerinnen und Kubaner beteiligten. Die Regierung hat mit massiven Kampagnen in den staatlichen Medien und in sozialen Netzwerken für den Kodex geworben. An vorderster Front hat sich die Tochter des ehemaligen Staatschefs Raúl Castro, Mariela Castro Espín, für die Reform stark.
Große Teile der LGBTI-Community unterstützen das Vorhaben, die katholische Kirche sowie konservative Politiker stellen sich dagegen. Exilierte und in Kuba lebende Oppositionelle werben für ein „Nein“ und wollen die Abstimmung dazu nutzen, dem sozialistischen Regime eine Niederlage zuzufügen.
Der Inselstaat wäre das 34. Land weltweit und das neunte im katholisch geprägten Lateinamerika, das die gleichgeschlechtliche Ehe legalisiert. Nach der Revolution von 1959 verfolgte die kubanische Regierung lange Zeit eine ausgesprochen homophobe Politik. Sexuelle Minderheiten wurden verfolgt, verloren ihren Arbeitsplatz und wurden in Arbeitslager gesteckt. Der Revolutionsführer Fidel Castro bezeichnete Homosexualität als eine bürgerliche Sünde der kapitalistischen Gesellschaft. Später entschuldigte er sich dafür. 1979 begann ein Liberalisierungsprozess.