WDR: Woelki ging zu spät gegen früheren Stadtdechanten vor

WDR: Woelki ging zu spät gegen früheren Stadtdechanten vor

Köln (epd). Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki soll nach einem WDR-Bericht zu spät disziplinarrechtlich gegen den früheren stellvertretenden Düsseldorfer Stadtdechanten Pfarrer D. vorgegangen sein, dem sexueller Missbrauch vorgeworfen wird. Dem Sender liegt nach eigenen Angaben ein Schreiben Woelkis an den damaligen Vorsitzenden der Glaubenskongregation im Vatikan vor, in dem Woelki vor Jahren penibel verschiedene sexuelle Übergriffe des Pfarrers gegen Jugendliche aufgeführt und um Weisung zum weiteren Vorgehen gebeten habe. Offenbar sei aber erst knapp drei Jahre später Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Düsseldorf erstattet und der stellvertretende Stadtdechant beurlaubt worden.

In dem Brief heißt es dem Bericht zufolge unter anderem, Pfarrer D. habe mit minderjährigen jugendlichen Ministranten häufig Saunabesuche unternommen und danach gemeinsam Pornofilme geschaut. Der 2017 zum stellvertretenden Düsseldorfer Stadtdechanten ernannte Theologe war 2021 beurlaubt worden. Zudem war ein kirchenrechtliches Verfahren gegen ihn eingeleitet und der Fall an die Staatsanwaltschaft gemeldet worden. Das Erzbistum Köln äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht zu dem WDR-Bericht.

Bei der Staatsanwaltschaft Köln gingen in den vergangenen Tagen zwei Anzeigen gegen Woelki wegen des Verdachts auf Abgabe einer falschen eidesstattlichen Versicherung über seine frühere Kenntnis zu den Vorwürfen gegen Pfarrer D. ein, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd) bestätigte. Die „Welt am Sonntag“ (Online/Print: Samstag) hatte zuvor darüber berichtet.

Es werde geprüft, ob ein Anfangsverdacht gegen den Kardinal vorliege, sagte der Sprecher dem epd. Dies gelte auch für die inzwischen vier vorliegenden Anzeigen gegen Woelki wegen des Verdachts auf falsche eidesstattliche Erklärung im Fall des 2019 gestorbenen langjährigen Leiters des Kindermissionswerks „Sternsinger“, Winfried Pilz. Auch hier geht es um die Frage, ob der Erzbischof wesentlich früher von mutmaßlichen Missbrauchstaten erfuhr, als er in einer eidesstattlichen Erklärung versichert hat.