Berlin, Frankfurt a. M. (epd). Angesichts des „Westfleisch-Skandals“ hat Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) die Landwirte in Schutz genommen. „Kein Landwirt hält seine Tiere absichtlich schlecht“, sagte der Minister am Donnerstagabend dem Evangelischen Pressedienst (epd). Solche Tierschutzverstöße, wie sie Tierschützer in sieben Schweinemastanlagen mit Kameras dokumentiert hatten, seien „nicht bloß Einzelfälle, sondern Ausdruck eines grundsätzlichen Problems, das im aktuellen System der intensiven Tierhaltung begründet ist“.
Das Bildmaterial ist nach Angaben des Deutschen Tierschutzbüros in Schweineställen von Zulieferern des Fleischkonzerns Westfleisch entstanden. Sechs Betriebe befinden sich in Münsterland und Ostwestfalen-Lippe, einer in Südniedersachsen. Am Dienstag hatte der Verein die Bilder veröffentlicht.
„Der aktuelle Zustand des Systems überfordert die Tiere und auch die Halter“, erläuterte Özdemir, dessen Ministerium auch für Tierschutzfragen in der Landwirtschaft zuständig ist. „Wenn es zu Tierschutzverstößen kommt, ist das meist das Ende einer langen Reihe von persönlicher Überforderung oder Schicksalsschlägen.“ Viele Betriebe seien „maximal auf Kante genäht“. Zwischenfälle seien nicht einkalkuliert. „Eigentlich ist allen klar, dass diese Form der intensiven Tierhaltung auf Kosten der Landwirte und der Tiere in Deutschland keine Zukunft hat.“
Deshalb müsse die landwirtschaftliche Tierhaltung umgebaut werden, unterstrich der Minister. „Denn ich will, dass auch in Zukunft gutes Fleisch aus Deutschland kommt.“ Jedoch dürften die Landwirte bei dieser Aufgabe nicht allein gelassen werden. „Deshalb kämpfe ich dafür, dass die nötige Finanzierung gesichert ist, um den Landwirten eine langfristige, verlässliche Perspektive zu geben.“ Wer sich einer Einigung kategorisch verweigere, verspiele die Zukunft der Tierhaltung in Deutschland.