Frankfurt a.M. (epd). Die „Initiative gegen Judenfeindschaft im Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK)“ hat ihre Kritik an der Position des Weltkirchenrats zum Israel-Palästina-Konflikt bekräftigt. „Wir bedauern ausdrücklich, dass die Vollversammlung des ÖRK weiterhin Israel als Hauptverursacher der bestehenden Konfliktsituation im Nahen und Mittleren Osten brandmarkt“, erklärte die Initiative am Dienstag in einer im baden-württembergischen Weinheim veröffentlichten Stellungnahme.
Die im Weltkirchenrat organisierten 352 Kirchen müssten die Sorgen jener Kirchen mit Gemeinden im Bereich der Palästinensischen Autonomie wahrnehmen und sich zu eigen machen: „Diese sehen ihre Existenz gerade nicht von Israel, sondern durch massive Bedrohungen und Übergriffe islamischer Aktivisten gefährdet.“ Dagegen begrüße man, dass die vor wenigen Tagen zu Ende gegangene Vollversammlung „den Antrag einiger Kirchen, Israel zum Apartheidstaat zu erklären, nicht angenommen hat“. Das sei vor allem auch deutschem Einspruch zu verdanken.
Das „Kairos Palästina Solidaritätsnetzwerk“ dagegen warf der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Montagabend vor, in diesem Zusammenhang Einfluss auf eine Unterdrückung von palästinensischen Stimmen bei der Vollversammlung genommen zu haben: „Bereits im Vorfeld wurde dem ÖRK signalisiert, dass Zuschüsse und Visa aus Deutschland in Gefahr seien, wenn auf der Vollversammlung die Themen Staat Israel als Apartheidsystem und BDS“ aufgeworfen werden würden. Die palästinensische Kampagne BDS steht für „Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen“.
Der Weltkirchenrat hatte zum Abschluss seiner 11. Vollversammlung, die vom 31. August bis 8. September in Karlsruhe tagte, zum gerechten Frieden im Nahen Osten aufgerufen. Auf der ÖRK-Vollversammlung trafen sich 655 Delegierte und mehr als 2.000 weitere Teilnehmer aus aller Welt. Die „Initiative gegen Judenfeindschaft“ ist ein Zusammenschluss von christlich-jüdischen sowie deutsch-israelischen Organisationen in Süddeutschland. Das deutsche „Kairos Palästina Solidaritätsnetz“ wurde 2012 in Reaktion auf das von Christen in Palästina verfasste KAIROS-Dokument gegründet, das die Besetzung der Palästinensergebiete verurteilt.