Eine Reise auf den Spuren des Vaters

Eine Reise auf den Spuren des Vaters
Israels Staatspräsident Herzog besucht Gedenkstätte Bergen-Belsen
Die letzte Etappe seines Staatsbesuchs in Deutschland führte den israelischen Präsidenten Izchak Herzog nach Bergen-Belsen, wo bis 1945 rund 72.000 Menschen ums Leben kamen. Sein Vater Chaim Herzog hatte bei der Befreiung des Lagers mitgewirkt.

Bergen-Belsen (epd). Es war eine Reise auf den Spuren seines Vaters: Der israelische Staatspräsident Izchak Herzog hat am Dienstag gemeinsam mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Gedenkstätte für das frühere Konzentrationslager Bergen-Belsen bei Celle besucht. Bei einem Rundgang über das Gelände rief Herzog dazu auf, die Freundschaft zwischen beiden Ländern zu vertiefen. „Israel und Deutschland müssen gemeinsam die Heimstätte für das jüdische Volk, seine Zukunft, seine Sicherheit und seinen Erfolg verteidigen und jeden Antisemitismus kompromisslos bekämpfen“, sagte er.

Der Besuch war der Abschluss eines dreitägigen Staatsbesuchs, der Herzog auch nach Berlin und wegen des Olympia-Attentats vor 50 Jahren nach München führte. Sein Vater Chaim Herzog, der von 1983 bis 1993 ebenfalls israelischer Staatspräsident war, hatte im April 1945 als britischer Major zu den Soldaten gehört, die das Lager von den Nazis befreit hatten.

Bundespräsident Steinmeier sagte bei der Zeremonie unter freiem Himmel auf dem parkähnlichen Gelände der Gedenkstätte: „Die Freundschaft zwischen unseren beiden Ländern ist ein großes Geschenk.“ Zugleich betonte er: „Die Schoah ist ein schmerzvoller Teil der deutschen Geschichte, der zu uns gehört und den wir nicht leugnen dürfen. Was sich nicht wiederholen soll, darf nicht vergessen werden.“ Auf dem Gelände befinden sich heute Massengräber, in denen Tausende von Toten ruhen.

Bei dem Rundgang legten Herzog und Steinmeier an der Gedenkwand für die mehr als 72.000 Toten des KZ sowie am jüdischen Mahnmal Kränze nieder. Der „furchtbare Ort“ Bergen-Belsen verpflichte die Menschen von heute, dem Auftrag des Lebens zu dienen, sagte Herzog. Am Mahnmal sprach er auf Hebräisch das traditionelle jüdische Totengebet, das Kaddisch. Jugendliche äußerten dort ihre Gedanken über das jüdische Mädchen Anne Frank, die durch ihr Tagebuch weltbekannt wurde. Sie kam im Februar 1945 in Bergen-Belsen ums Leben.

Herzog und Steinmeier besuchten bei ihrem Rundgang auch den Gedenkstein für Anne Frank und ihre Schwester Margot, die ebenfalls im Lager starb. Nach jüdischer Tradition legten sie Steine zur Erinnerung darauf nieder. Später sprachen sie mit Überlebenden des KZ sowie mit Schülerinnen und Schülern. „Wir sind es den Opfern und uns schuldig, dass wir uns erinnern“, sagte Steinmeier. Zugleich rief er zum entschlossenen Kampf gegen den Antisemitismus auf.

Immer wieder kam Herzog auf das Wirken seines Vaters zu sprechen. Dieser war 1987 der erste israelische Präsident, der Deutschland einen Staatsbesuch abstattete. Der Besuch an der Seite des damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker begann in Bergen-Belsen. Chaim Herzog zog damals das Fazit: Bisher hätten die Israelis die Deutschen respektiert, aber von nun an seien beide Länder befreundet. Chaim Herzog brachte einen Gedenkstein aus Jerusalemer Sandstein mit, der seither in Bergen-Belsen steht. Auch diesen Stein besuchten die beiden Delegationen.

Britische Soldaten hatten das Konzentrationslager am 15. April 1945 befreit. Sie fanden Tausende unbestattete Leichen und Zehntausende todkranke Menschen vor. Insgesamt starben in dem Lager mehr als 52.000 KZ-Häftlinge und rund 20.000 Kriegsgefangene. Bis heute gilt Bergen-Belsen weltweit als ein Symbol für die Verbrechen der Deutschen in der NS-Zeit.