Karlsruhe (epd). Der US-amerikanische Rabbiner David Fox Sandmel hat auf der Weltkirchenkonferenz in Karlsruhe Fortschritte im jüdisch-christlichen Dialog gewürdigt. Beispiel für die Kraft der Versöhnung zeige sich in dem, „was sich seit dem Ende der Schoah, dem Holocaust, zwischen Juden und Christen ereignet hat“, sagte der Vorsitzende des Internationalen Jüdischen Komitees für Interreligiöse Konsultationen am Dienstag auf einem Hauptpodium der 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in der badischen Metropole.
Die Zurückweisung des Antisemitismus durch viele christliche Theologen, Einrichtungen und Institutionen und die Ablehnung der klassischen christlichen „Lehre der Verachtung“ für Juden und Judentum sei „beispiellos in der Geschichte der Menschheit“, füge Sandmel hinzu. Der Rabbiner sagte, der ÖRK habe bei seiner Gründung 1948 Antisemitismus als „Sünde gegen Mensch und Gott“ bezeichnet und sich wiederholt gegen antijüdische Rhetorik und Gewalt ausgesprochen.
Diese „Revolution in den jüdisch-christlichen Beziehungen sollte gefeiert werden“, betonte Sandmel unter Applaus. Diese Entwicklung könne auch als Vorbild dafür dienen, dass Vorurteile und Hass überwunden werden können. Traurigerweise seien sich viele in der jüdischen Gemeinschaft „der großen Fortschritte in den jüdisch-christlichen Beziehungen“ nicht bewusst, sagte Sandmel.
Das Internationale Jüdische Komitee für Interreligiöse Konsultationen ist laut ÖRK ein Zusammenschluss von elf großen internationalen jüdischen Organisationen, die mit anderen internationalen religiösen Organisationen zusammenarbeiten, darunter dem ÖRK, dem Vatikan, der Weltweiten Evangelischen Allianz, dem Ökumenischen Patriarchat und nichtchristlichen Organisationen.
An der neuntägigen Weltkirchenkonferenz, die noch bis 8. September in Karlsruhe tagt, nehmen mehr als 3.000 Gäste aus aller Welt teil. Der ÖRK ist eine Gemeinschaft von 352 Kirchen, die weltweit über 580 Millionen Christen vertreten. Die römisch-katholische Kirche ist nicht Mitglied.