Berlin (epd). Mehr als jeder sechste sozialversicherungspflichtige Vollzeitbeschäftigte arbeitet für einen Niedriglohn. Wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Linksfraktion hervorgeht, betraf das 2021 rund vier Millionen Beschäftigte, die weniger als zwei Drittel des mittleren monatlichen Bruttoarbeitsentgelts verdienten. Der Anteil der im Niedriglohnsektor tätigen Personen an allen sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten (rund 23 Millionen) lag damit bei 18,1 Prozent, wie es in dem Schreiben weiter heißt, das dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt. Zuerst hatte die Düsseldorfer „Rheinische Post“ (Montag) darüber berichtet.
Vor allem im Gastgewerbe sind den Angaben zufolge Niedriglöhne verbreitet, mit einem Anteil von fast 67 Prozent. Ebenfalls stark betroffen seien das Hauspersonal in privaten Haushalten (rund 53 Prozent) und Beschäftigte in der Land- und Forstwirtschaft sowie der Fischerei (knapp 51 Prozent). Frauen (knapp 25 Prozent) und Menschen ohne deutschen Pass (knapp 36 Prozent) sind demnach häufiger zum Niedriglohn beschäftigt als andere. In Ostdeutschland sei der Anteil der im Niedriglohnsektor beschäftigten Personen mit 27,5 Prozent deutlich höher als in Westdeutschland (16 Prozent) gewesen.
Susanne Ferschl, Vizefraktionsvorsitzende der Linksfraktion, erklärte: „Die Ursache des viel beschworenen Fachkräftemangels ist häufig auf prekäre Beschäftigung und Niedriglöhne zurückzuführen. Die Gastronomie ist hierfür exemplarisch.“ Ferschl begrüßte daher die Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohnes auf zwölf Euro pro Stunde im Oktober ausdrücklich.