Düsseldorf (epd). Der Theologe Nikolaus Schneider, ehemaliger Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), wird am Samstag 75 Jahre alt. Er übernahm das Spitzenamt des deutschen Protestantismus im Februar 2010 nach dem Rücktritt von Margot Käßmann und gab es im November 2014 wegen einer Krebserkrankung seiner Frau Anne vorzeitig wieder ab. Zehn Jahre lang, von 2003 bis 2013, stand er als Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland an der Spitze der zweitgrößten deutschen Landeskirche.
Der am 3. September 1947 in Duisburg geborene Schneider wuchs in einem Arbeitermilieu auf und wurde auch durch die 68er-Studentenbewegung geprägt. Nach Studium und Vikariat war er zunächst Gemeindepfarrer in Duisburg-Rheinhausen und später Diakoniepfarrer und Superintendent im Kirchenkreis Moers, bevor er 1997 ins Düsseldorfer Landeskirchenamt wechselte. Ab 2003 war er rheinischer Präses und gehört auch dem Rat der EKD an.
Weitere Spitzenämter waren unter anderem der Aufsichtsratsvorsitz beim Evangelischen Entwicklungsdienst (2005-2010) und der Vorsitz im Diakonischen Rat der EKD (2009-2010). Für seine Verdienste erhielt Schneider unter anderem das Bundesverdienstkreuz, den Landesverdienstorden NRW, die Buber-Rosenzweig-Medaille der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit und den Leo-Baeck-Preis des Zentralrats der Juden. Die Kirchliche Hochschule in Wuppertal verlieh ihm die Ehrendoktorwürde.
Schneider vertrat in seinen Leitungsämtern stets eine politisch und sozial engagierte Kirche und forderte immer wieder mehr soziale Gerechtigkeit in der Gesellschaft ein. Außerdem machte er sich für die Ökumene, eine Erneuerung des Verhältnisses zum Judentum und den interreligiösen Dialog stark. Innerkirchlich pflegte er einen kollegialen, moderierenden Führungsstil.
Aus der Ehe mit seiner Frau Anne gingen drei Töchter hervor, die jüngste starb 2005 im Alter von 22 Jahren an Krebs. Durch dieses Schicksal und die nach einem Jahr besiegte Krebserkrankung von Anne Schneider wurden für das Theologen-Ehepaar Tod und Sterben zu einem zentralen Thema, das sie in Vorträgen, Interviews und Büchern behandeln und etwa im Blick auf Suizidassistenz auch kontrovers diskutieren. Nikolaus und Anne Schneider wohnen heute in Essen und haben fünf Enkelkinder.