Länder fordern vom Bund mehr Geld für besseren Nahverkehr

Länder fordern vom Bund mehr Geld für besseren Nahverkehr
Aktuelle Befragungen zeigen: Das 9-Euro-Ticket hat das Mobilitätsverhalten vieler Menschen verändert. Verkehrsunternehmen und Länder fordern den Bund deshalb auf, künftig mehr Geld für den ÖPNV bereitzustellen.

Bremen (epd). Die Verkehrsminister der Länder und der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) fordern gemeinsam neben einer Anschlusslösung für das 9-Euro-Ticket langfristige Finanzierungszusagen des Bundes für einen zukunftsfähigen Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). „Wir brauchen auch Investitionen in die Qualität“, sagte am Montag bei einer Video-Pressekonferenz Bremens Mobilitätssenatorin Maike Schaefer (Grüne), amtierende Vorsitzende der Verkehrsministerkonferenz der Länder.

Ergebnisse aus der Marktforschung belegten, dass die Menschen den öffentlichen Nahverkehr wollten, wenn das Ticket einfach und verständlich sowie überall flexibel nutzbar sei, bekräftigte Schaefer. Laut den Zwischenergebnissen einer VDV-Studie mit wöchentlich 6.000 Interviews hat es durch das 9-Euro-Ticket Verlagerungseffekte vom Pkw zum ÖPNV gegeben. Demnach haben zehn Prozent der Fahrten mit dem Ticket eine Fahrt ersetzt, die sonst mit dem Auto unternommen worden wäre.

Noch bis Mittwoch können Bahnreisende für neun Euro im Monat den Regionalverkehr in ganz Deutschland nutzen. Die Finanzierung des Tickets für drei Monate war Teil der Entlastungspakete des Bundes als Reaktion auf drastische Preissteigerungen in nahezu allen Lebensbereichen. Die Verantwortung für eine Nachfolgeregelung für das Ticket sieht Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) allerdings vorrangig bei den Ländern.

Schaefer bilanzierte, die Menschen seien bereit, ihr Auto stehenzulassen, wenn so ein Ticket nicht nur über den überschaubaren Zeitraum von drei Monaten gelte. Zudem müsse der Bund die Förderung der Regionen künftig kräftig aufstocken, damit der ÖPNV in strukturschwachen Gebieten attraktiver und zuverlässiger werde. Die Senatorin forderte vom Bund konkrete Vorschläge, wie eine Anschlusslösung an das 9-Euro-Ticket ausgestaltet und finanziert werden könne.

Argumente für eine dringende Qualitätsverbesserung haben aus Sicht des VDV und der Verkehrsminister die Interviews bestätigt. Demzufolge dominierten im ländlichen Raum als Nichtkaufgründe umständliche Verbindungen, Taktung, Fahrtdauer und Entfernung zur Haltestelle. Die Verkaufszahlen dort seien etwa halb so hoch wie in städtischen Gebieten, hieß es.

Auch Brandenburgs Infrastrukturminister Guido Beermann (CDU) betonte, der Bund sei gefordert, einen tragfähigen und nachhaltigen Vorschlag zu einer möglichen Nachfolge des 9-Euro-Tickets vorzulegen. Er müsse die Kosten hierfür aufgrund seiner verfassungsrechtlichen Finanzierungsverantwortung vollständig tragen.

VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff hob besonders die Klimawirkung eines attraktiven ÖPNV-Angebotes hervor. Auf Grundlage der vom Pkw auf Busse und Bahnen verlagerten Fahrten habe das 9-Euro-Ticket rund 1,8 Millionen Tonnen CO2 eingespart: „Drei Monate 9-Euro-Ticket haben etwa so viel CO2 eingespart, wie ein Jahr Tempolimit auf Autobahnen bringen würde.“ Es habe also nicht nur die Bürgerinnen und Bürger finanziell entlastet, sondern auch eine eindeutig positive Wirkung für das Klima.

Insgesamt wurden den Angaben zufolge während des Aktionszeitraumes von Juni bis August 52 Millionen 9-Euro-Tickets verkauft. Dazu nutzten rund zehn Millionen reguläre ÖPNV-Abonnenten das Angebot.

In einer repräsentativen Umfrage hatten der VDV, die Deutsche Bahn und das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Forsa während des Aktionszeitraumes insgesamt 78.000 Personen befragt. Dabei zeigte sich, dass der günstige Anschaffungspreis für 56 Prozent der Befragten das Hauptargument für den Kauf war. Immerhin 43 Prozent nannten den Verzicht auf Autofahrten als Kaufgrund. Auch die Flexibilität sowie die bundesweite Gültigkeit wurden als Kaufargumente genannt.