Frankfurt a.M. (epd). Das zivile Seenotrettungsschiff „Ocean Viking“ hat erneut Menschen aus Seenot im Mittelmeer gerettet. Wie die Hilfsorganisation „SOS Méditerranée“, die das Schiff betreibt, am Samstagabend auf Twitter mitteilte, befinden sich nach drei weiteren Rettungsaktionen nun 466 Gerettete an Bord. Das deutsche Segelschiff „Nadir“, das für eine Beobachtungsmission im Mittelmeer unterwegs ist, nahm bereits am Freitag 59 Menschen an Bord, die auf einem Schlauchboot südlich von Lampedusa trieben. Sie konnten nach Angaben des Vereins Resqship e.V. von Sonntag das Schiff am Samstagabend in Lampedusa an Land gehen. Auch die 99 Flüchtlinge und Migranten auf der „Open Arms Uno“ durften am Samstag in Messina auf Sizilien von Bord gehen, wie „Open Arms“ bei Twitter mitteilte.
Resqship e. V. fährt nach eigenen Angaben seit 2019 Beobachtungsmissionen im zentralen Mittelmeer, um auf die prekäre Situation von Menschen auf der Flucht aufmerksam zu machen und Menschenrechtsverletzungen zu dokumentieren. Im Ernstfall leisteten die Crews unterstützende Maßnahmen zur Seenotrettung und kämen damit ihrer maritimen Pflicht zu helfen nach. Für die längere Versorgung von vielen Menschen an Bord sei die „Nadir“ jedoch nicht ausgelegt, heißt es in der Mitteilung.
Am Wochenende brach zudem das neue Rettungsschiff der zivilen Seenotrettungsorganisation SOS Humanity vom spanischen Vinaròs ins zentrale Mittelmeer auf. Dort werde die „Humanity 1“ in einigen Tagen eintreffen, teilte die Organisation mit. Das breite zivilgesellschaftliche Bündnis United4Rescue, das auf Initiative der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ins Leben gerufen wurde, hatte das Schiff 2020 erworben, die Seenotrettungsorganisation Sea-Watch betrieb es anschließend mehr als zwei Jahre. Vor einem Monat war das Bündnisschiff an SOS Humanity übergeben worden, in einer spanischen Werft wurde es überholt.
Neu an Bord ist nach Angaben der Hilfsorganisation die Position der Menschenrechtsbeobachtung. „Zivile Rettungsschiffe werden widerrechtlich von den Leitstellen nicht in die Koordination von Rettungen einbezogen. Ich bin hier an Bord, um derartige Rechtsbrüche zu dokumentieren und an die Öffentlichkeit zu bringen“, sagte Mirka Schäfer, politische Referentin bei SOS Humanity und zurzeit als Menschenrechtsbeobachterin auf der „Humanity 1“.
Das Mittelmeer zählt zu den wichtigsten und zugleich gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. Seit Beginn des Jahres sind nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) mindestens 1.161 Menschen bei der Überfahrt gestorben oder gelten als vermisst. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen.