Berlin (epd). Die Verbraucherzentralen haben angesichts steigender Preise ein Aussetzen von Energiesperren bei Zahlungsverzug gefordert. Um über den Winter zu kommen, müsse eine solche Maßnahme für Energie und Gas gelten, sagte die Chefin des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen, Ramona Pop, am Mittwoch in Berlin. Überdies seien Hilfspauschalen nötig, denn es sei mit weiteren massiven Preissteigerungen zu rechnen. Nach dem Winter werde es vermutlich ein „böses Erwachen“ geben.
Die Preissteigerungen müssten zumindest gedämpft werden. Pop mahnte im Zusammenhang mit der Gasumlage eine faire Lastenverteilung an. Unternehmen dürften nicht gleichzeitig von der Umlage profitieren, die Preiserhöhungen vollumfänglich an die Kunden weitergeben und dabei hohe Gewinne einfahren, die unangetastet blieben.
Im ersten Halbjahr hätten sich die Beschwerden bei den Verbraucherzentralen wegen Preiserhöhungen bei Gas versiebenfacht, bei Strom verdreifacht, sagte Pop. Dabei handle es sich häufig um „verzweifelte Menschen, die nicht mehr weiter wissen“. Viele Berater seien daher auch als Sozialarbeiter gefragt. An sie wendeten sich mittlerweile nicht nur Menschen mit geringem Einkommen, sondern der Querschnitt der Gesellschaft: Allein der „Grad der Verzweiflung unterscheidet sich“.
Die neue Vorständin des Verbraucherzentrale-Bundesverbandes, die seit dem 1. Juli im Amt ist, rechnet damit, dass Verkehrsunternehmen nach Auslaufen der 9-Euro-Tickets die gestiegenen Energiepreise an die Verbraucher weitergeben. „Die Menschen brauchen jetzt Hilfe“, sagte Pop unter Hinweise auf stark gestiegene Preise in zahlreichen Bereichen.